Kaufberatung5 min Lesezeit
13 Tipps zum Jollenkauf
Der Kauf des ersten Bootes prägt das weitere Seglerleben
Die Jolle ist meist der Einstieg in den Wassersport. Deshalb ist es wichtig, dass Sie als Einsteiger wesentliche Dinge richtig machen.
Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 08.12.2016
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- Worauf bei der Auswahl des ersten eigenen Boots zu achten ist
- Welches Material und welche Ausstattung praktisch ist
- Tipps zur Begutachtung einer gebrauchten Jolle
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1. Nehmen Sie ruhig mit dem hässlichen, aber preiswerten Entlein vorlieb
Für den Segeleinsteiger sind die stabile Schwimmlage, eine größtmögliche Kentersicherheit und gutmütig-berechenbare Eigenschaften wichtiger als Geschwindigkeit, Regattatauglichkeit und Agilität auf dem Wasser. Erste Orientierung hierzu bieten Tests, beim Gebrauchsbootkauf Vergleiche verschiedener Jollen. Nehmen Sie ruhig mit dem hässlichen, aber preiswerten Entlein vorlieb, wenn Sie für Ihre Familie und sich klären möchten, ob es ihr Metier ist oder eines Tages noch wird. Da versenken Sie bei einem Fehlkauf weniger Geld.
2. Es gibt unkaputtbare Typen
Es gibt unkaputtbare Typen wie beispielsweise die Conger-Jolle mit beeindruckenden Wandstärken. Deren Rumpf lässt sich schwerlich weich segeln und der Falz am Übergang vom Rumpf zum Deck verzeiht die unvermeidbaren Rempler beim Anlegen.
3. Kentern gehört zur Lernkurve
Unverzichtbar sind fest eingebaute Auftriebskörper. Kentern gehört zur Lernkurve, ist aber nur halb so schlimm, wenn das Boot nicht absäuft und man es selbst wieder über die Wasseroberfläche und dann trocken kriegt. Wichtig sind Inspektionsluken für die einlaminierten Auftriebskörper eines Kunststoffbootes. Die Deckel lassen sich zwar meist beim Bootsausrüster nachkaufen. Aber vor dem ersten Schlag sollten sie an ihrem Platz sein.
4. Für den Einsteiger steht die Nutzung des Bootes, weniger das Boot selbst im Vordergrund
Für den Einsteiger steht die Nutzung des Bootes, weniger das Boot selbst im Vordergrund. Deshalb sollte die Jolle erstens pflegeleicht und zweitens nur mit den Dingen ausgestattet sein, die man für die ersten Schritte auf dem Wasser braucht (siehe auch: Das KIS-Prinzip: Keep it simple).
5. Keinen Exoten
Entscheiden Sie sich für ein beliebtes, weit verbreitetes Fabrikat. Damit finden Sie am besten Kontakt zu Gleichgesinnten auf dem Wasser. Es ergeben sich mehr Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch. Die Beschaffung von Ersatzteilen (second hand, über die Klassenvereinigung oder Foren) ist einfacher. Am besten ist es, wenn der Bootstyp noch gebaut wird. Entscheiden Sie sich für die mehrere hundert bis tausend Mal gebaute Jolle, keinen Exoten.
6. Das erste Boot sollte möglichst holzfrei sein, wenn Sie lieber segeln, als schleifen und lackieren
Auch die Ausrüstung sollte so bewährt und robust wie möglich sein. Das lohnt sich gerade bei Jollen, die Jahrzehnte alt sind. Lieber einen einfachen und weniger bequemen Ausreitgurt, als eine Ausführung, die wiederholt zu reparieren ist. Das erste Boot sollte möglichst holzfrei sein, wenn Sie lieber segeln, als schleifen und lackieren.
7. Schauen Sie sich die Ausstattung des Bootes genau an
Schauen Sie sich die Ausstattung des Bootes genau an. Ist die Jolle komplett, mit allem sinnvollen Zubehör zu bekommen? Gibt es eine Persennig, einen Slipwagen und/oder Trailer? Sind die Abdeckplane und der Hänger benutzbar? In welchem Zustand sind die Segel? Wie viel Garderobe gibt es dazu? Was ist sonst dabei: Festmacher, Fender, Paddel, Ösfas/Pütz? In welchem Zustand sind Mast, Baum, Vorstag und Wanten? Ist alles – einschließlich der Lochbleche oder Spannern für den Masttrimm vorhanden und auch komplett? Sind die Fallen zum Setzen und Bergen der Segel brauchbar oder am Ende? Erste Hinweise bieten die sogenannten Fleischerhaken (lose Drahtlitzen). Weitere Informationen zur Ausrüstung: Checkliste Bootskauf
8. Segeln Sie das Boot
Segeln Sie das Boot. Takeln Sie es gemeinsam mit dem Verkäufer auf und auch wieder ab (siehe: Probefahrt). So lernen Sie das Boot, seinen Zustand und die spätere Handhabung am besten kennen.
9. Gibt es Macken von Grundberührungen?
Wie sehen das Schwert und das Ruderblatt aus: gibt es Macken von Grundberührungen? In welchem Zustand befinden sich der Bolzen für das Schwert und auch der Schwertkasten selbst? Gibt es da an den chronisch belasteten Stellen Risse? Wie sieht die Ruderanlage, bestehend aus der Aufhängung mit den Scharnieren, der Hoch- und Niederholer für das Ruderblatt aus?
10. Schauen Sie sich den Rumpf an
Schauen Sie sich den Rumpf an. Ist er an den üblichen Druckstellen durch die Lagerung und den Transport auf dem Anhänger weich?
11. Ist das Boot ein Schnäppchen?
Ist das Boot ein Schnäppchen mit einer gewissen Reparaturagenda, so prüfen Sie mit handwerklichem Sachverstand, ob sich die Macken mit Bordmitteln zuhause im Carport oder Garten selbst reparieren lassen. Weiche Stellen im Rumpf lassen sich mit Bordmitteln von innen, mit einigen Lagen Glasfaser reparieren, soweit sie zugänglich sind.
12. Ein paar gescheite Ruder. Die «springen» immer an
In den meisten Gewässern, außer auf Flüssen oder in Tidenrevieren ist ein Außenborder entbehrlich. Er stört mit seinem Gewicht am Heck des Bootes und bei einer Kenterung ist sein Innenleben mindestens nass wenn nicht futsch. Interessanter sind bei der Wanderjolle ein paar gescheite Ruder und Dollen. Damit kommen Sie durch jede Flaute. Das beste: Die «springen» immer an.
13. Zu guter Letzt schauen Sie sich den Trailer an
Zu guter Letzt schauen Sie sich den Trailer an. Ist er komplett? Dürfen Sie damit überhaupt noch auf die Straße? Wie alt ist die Bereifung? Lässt sich das Spornrad verstellen? Geht die Beleuchtung? An Spanngurten für die Mitnahme des Bootes nach der Besichtigung soll es nicht scheitern. Die bringen Sie zur Not selber mit.