Superyachten3 min Lesezeit

Die J-ahrhundertregatta

Als sieben der neun J-Class-Monumente erstmals nach Jahrzehnten wieder gegeneinander segelten.

Die J-ahrhundertregatta
Wenn schon Spinnaker, dann richtig © jclassyachts.com/Jesus Renedo

Alle derzeit segelnden J Class-Monumente – Klassiker und Retro-Neubauten – zeigten zum America’s Cup auf den Bahamas Flagge und segelten nach langen Jahren wieder gegeneinander.

Von Michael Kunst, veröffentlicht am 08.12.2022, aktualisiert am 01.02.2023

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Nach 80 Jahren endlich wieder eine J-Class-Flotte.
  • Das Ereignis faszinierte Regatta- und Klassiker-Fans gleichermaßen.
  • Bis heute zählen die gestreckten Formen mit ihren langen Überhängen zum Ästhetischsten, was Bootsdesigner je konzipierten.

Artikel vorlesen lassen

Welch ein Symbolgehalt, was für eine Show: Nach 80 Jahren kehrte die faszinierende J Class wieder zurück zu ihren Wurzeln und segelte in einer begleitenden, viertägigen Regatta während des 35. America’s Cup 2017 auf den Bahamas. Hi-Tech-Katamarane auf Foils „fliegen“ somit neben legendären Monumenten, die mit sanfter Eleganz durch die Wellen pflügen und seit Jahrzehnten als Inbegriff für Schönheit unter Segeln gelten.

Als die J Class-Yachten in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts den America’s Cup unter sich aussegelten, waren sie das Nonplusultra der damaligen Regattaszene. Und bis heute zählen ihre gestreckten Formen mit den enorm langen Überhängen im Bug- und Heckbereich zum Aufregendsten, was jemals für die „hässlichste Sporttrophäe der Welt“ auf Kiel gelegt wurde. Und das war im Laufe der Jahrhunderte bekanntlich nicht wenig (Link:loc=blog_die-renaissance-der-j-class|Die Renaissance der J-Class|Die Renaissance der J-Class].

Alt und neu in Schönheit vereint

Die derzeitige J-Class-Flotte besteht weltweit aus sieben Yachten, darunter zwei Originalen, die bereits im America’s Cup segelten: „Shamrock V“ und „Endeavour“. Beide Schiffe sind längst Kult in der Segelszene, die „Endeavour“ nicht zuletzt wegen ihrer spektakulären Rettung aus dem Schlamm eines Flussbettes durch die Millionärin Elizabeth Meyer, die das Schiff 1987-89 nahezu vollständig in den Originalzustand herrichten ließ. Womit sie bekanntlich den Grundstein für die heutige, wieder auferstandene Klasse legte.

Die „Velsheda“, ebenfalls ein Original von 1933, das aber nie im America’s Cup segelte und 1996 von Grund auf restauriert wurde, gilt heute als Vorbild für die Klassen- und Vermessungsregeln der aktuellen J Class-Yachten.

Die Ranger – noch die größte unter den J Class-Yachten
Die Ranger – noch die größte unter den J Class-Yachten © jclassyachts.com/Maria Mui�a

Neben den Archetypen segeln heute Hanuman, Lionheart, und Rainbow, die den Originalplänen ihrer „Vorgängerschiffe“ aus den Dreißigerjahren nachempfunden wurden. Lediglich die „Ranger“ (Baujahr 2003) kann für sich in Anspruch nehmen, eine echte Replik zu sein: Sie wurde in Dänemark gebaut und gilt – damals wie heute – mit 41,63 Metern Lüa (noch!) als die größte jemals gebaute J Class.

Neue Bauten nach alten Plänen

Doch es tut sich so einiges in der legendären Klasse. Man ist sogar so optimistisch, dass im Idealfall zehn J Class-Yachten in der Flotte gegeneinander segeln könnten. Denn nach den neuzeitlichen Klassenregeln sind weitere J-Class-Yachten in Planung, im Bau oder bereits fertiggestellt.

Wie etwa die J8, ein Neubau, der – genau wie es die Klassenregeln der modernen J Class vorschreiben – nach dem Riss einer J Class-Yacht aus den guten, alten J-Zeiten gebaut wurde. Frank Paine, der seinerzeit bereits die Yacht „Yankee“ zeichnete (die 1930 auf Kiel gelegt wurde), hatte auch die „J8“ ersonnen, fand aber zu Lebzeiten keinen Mutigen, der sich an die Realisierung des außergewöhnlichen Projektes wagte.

Schließlich sollte die „J8“ 42,62 Meter Lüa messen und somit den bisherigen J-Class-Längenrekordhalter Ranger knapp übertreffen. Aus dem Aluminiumrumpf ragt ein stolzes Karbonrigg, komplett mit Mast, Baum und Wanten aus der modernen Faser. Diese "J" lief bei Holland Yachtbouw unter dem Namen "Topaz" vom Stapel.

Die „Svea“, eine in den Dreißigerjahren nie fertig gestellte, schwedische J Class, wurde 2015 zu Wasser gelassen. Und die Szene munkelt, dass eine „J9“, ebenfalls ein Frank Paine-Design, dank moderner Computer-Technologie in kürzester Zeit gebaut werden könnte. Es müsste sich nur ein Liebhaber und/oder Enthusiast finden, der einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag übrig hat. Und ihn nicht in vierstöckige Superyachten, sondern in klassische, wunderbare Formen investieren möchte.

Weiterführende Links