Boote im Porträt2 min Lesezeit
007 Boot zu kaufen
Die schönste Requisite des James Bond Films „Casino Royale“
Sie heißt „Soufrière“, ist 16 m lang und ein sehenswertes Segelboot im Retrostil. Der ist seit einigen Jahren von Eignern mit Geld und Geschmack gefragt. Vier ovale Bullaugen in den Mahagoni Flanken des Holzaufbaues, ein geschwungenes Deck, charmanter Löffelbug und ein apart aus dem Wasser gestrecktes Heck des als Ob-Klassikers. Diese Kategorie von Yachten wird im englischsprachigen Raum als „Spirit of Tradition“ bezeichnet. Sieht aus wie von gestern, ist aber von heute.
Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 01.11.2015, aktualisiert am 21.10.2024
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- Hintergründe zum wahrscheinlich schönsten James-Bond-Boot
- Wie Vesper Lynd und James Bond den Canale Grande ansteuern
- Einzelheiten zur Holz-Epoxyd Slup Spirit 54
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Doch die nach einem karibischen Vulkan genannte Slup ist etwas mehr als ein hübsches Boot. Sie wurde vor zehn Jahren durch den James-Bond-Film „Casino Royale“ weltberühmt. Für Segler ist sie die schönste Requisite der Filmgeschichte. Die 1 ½ Minuten in Venedig beweisen es.
Die Sonne scheint, ein Südost streicht über das grüne Gewässer der Lagunenstadt. Bonds neue Liebe, die junge Vesper Lynd, steuert zwischen San Giorgio Maggiore und Castello mit gefierten Schoten den Canale Grande an. Bond hockt im Niedergang. Er muss noch etwas erledigen. Der Laptop ist aufgeklappt. Mit einem Einzeiler quittiert er seinen Dienst beim britischen Geheimdienst MI6. Er wartet auf den Ausgang der Mail und legt den Rechner in die Plicht. Lynd, gespielt von der aparten Französin Eva Green, lächelt ihr bezauberndes Lächeln. Der Markusplatz bleibt steuerbord.
Ein Abstecher noch in den Canale Grande, ein Gewässer, das seit Jahrhunderten keine private Yacht gesehen hat, das Segler NIEMALS ansteuern dürfen. Der Venedig-Besucher kennt es nur als kräftig geschröpfter Insasse einer Gondel oder als Fahrgast eines vollgestopften Vaporetto mit Sardinenbüchsen-artigem Komfort.
Vespers und James Sightseeing mit dem eigenen, einem hinreißend schönen Boot: Krasser lässt sich die Exklusivität gediegenen Yachtings kaum zum höllischen Massentourismus kontrastieren. Mittlerweile hat er, James, das Steuer übernommen. Sie sitzt apart auf dem Kajütdach und zückt die Kamera für ein paar Erinnerungen. Majestätisch schwebt das elegante Boot durch die Metropole. Der Löffelbug, das Mahagoni, der Deckssprung und der elegante Rumpf wirken.
Diese 1 ½ Minuten von „Casino Royale“ in Venedig haben die „Spirit 54“ und die englische Werft Spirit Yachts berühmt gemacht. Es handelt sich um eine zwei Fuß verlängerte 52er. Mit zwei vollwertigen Doppelkabinen mit dazugehörenden WC-Räumen statt einer bietet sie etwas mehr Komfort. Falls Vesper und James guten Freunden mal das maritime Dolce Vita zeigen möchten.
Bewegt wird das Boot von einem 59-PS-Yanmar und einem etwas größeren Rigg. Länge 15,90 m, Wasserlinie 11,20 m, Breite 3,40 m, Tiefgang 2,30 m, Verdrängung 9 t, Segelfläche 95 qm, Ballastanteil 40 %. Die englische Werft Spirit Yachts hat sich auf formverleimte Retrosegler in Holz-Epoxidharz-Bauweise spezialisiert und baut derzeit ihr 58stes Boot in dieser Machart.
Nach dem Casino Royale-Dreh kaufte ein versierter irischer Segler das Boot und segelte es unter anderem im Mittelmeer. Das mit Abstand schönste Bond Boot ist für 630.000 £, umgerechnet 879.000 € zu haben. Bei den Vorgängern handelte es sich um durchzugsstarke, durstige und vergleichsweise pubertäre Spritsäufer.