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Hausboot: Die Entdeckung der Gemächlichkeit

Wie an Bord eines Hausboots der Alltag augenblicklich an Land bleibt

Hausboot: Die Entdeckung der Gemächlichkeit
Die perfekte Plattform für eine Auszeit auf dem Wasser © Harald Mertes/Kuhnle Tours

Man kann sein Zelt an einem ufernahen Campingplatz aufschlagen, eine Ferienwohnung oder -haus am Wasser mieten. Man kann es aber auch gleich richtig machen und ein Hausboot entern. Da ist man Tag und Nacht dort, wo es am erholsamsten und schönsten ist: auf dem Wasser.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 25.02.2021

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • was den Reiz des Hausbooturlaubs ausmacht
  • Tipps zu reizvollen Hausboot-Revieren
  • worauf bei der Fahrt mit dem Hausboot zu achten ist
  • was in jedem Fall an Bord sein sollte

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Es gibt deutlich mehr Platz als auf üblichen Motor- oder Segelyachten, dazu einen wunderbaren Blick. Man schippert mit seinem schwimmenden Domizil gemütlich durch idyllische Landschaften oder auch mal mitten durch die Stadt: über Kanäle und Flüsse zu neuen Buchten und Häfen. Abwechslungsreicher und beschaulicher geht es nicht. Das Hausboot ist unkompliziert und in der Regel nach einer Einweisung vor Ort führerscheinfrei zu fahren. Dank seiner stabilen Schwimmlage schaukelt es nicht oder höchstens mal leicht. Der geringe Tiefgang erlaubt ufernah-geschützte Liegeplätze. Wer etwas vom Angeln versteht, hebt mit Glück sein Abendessen selbst an Bord. Der Weg zur Pfanne ist kurz.

Petri Heil am Ankerplatz
Petri Heil am Ankerplatz © Steffen Peter/Kuhnle Tours

Das Hausboot ist die ideale Plattform für eine Auszeit für Paare und ideal für Familien, es bietet eine schöne Gelegenheit mal mit Freunden abzulegen oder mit den Eltern auf Tour zu gehen. Die Sache ist kommod, weshalb das Hausboot ähnlich, wie das Wohnmobil bei Älteren beliebt ist. Das Abenteuer und den Ausnahmezustand des Bordlebens mögen Kinder besonders. Das Hausboot bietet eine unvergessliche Zeit.

Kein Wunder, dass der Hausbooturlaub auf einem gemieteten schwimmenden Untersatz, beispielsweise für eine Stadtrundfahrt durch Berlin, auf der Müritz, den masurischen Seen in Polen oder mit Flussschiffen auf dem irischen Shannon River beliebt ist. Halb Frankreich lässt sich an Bord eines gemächlich über Kanäle und Flüsse schippernden Hausboots entdecken und vor allem genießen: Beispielsweise die Region Aquitanien im Südwesten Frankreichs, Burgund, die Camargue, der 240 km lange Canal du Midi in Südfrankreich oder Elsass-Lothringen.

Naheliegend und ein Clou ist der Hausbooturlaub auf dem 183 Kilometer langen Wasserstraßennetz Berlins, dessen sage und schreibe zwölf Wasserwege dank weniger Schleusen weitgehend unproblematisch sind. Schöner als auf dem Wasserweg mitten durch das Regierungsviertel lässt sich die Metropole kaum erkunden. Die Berliner Gewässer sind übersichtlicher als der Stadtplan und leichter zu nutzen als U- und S-Bahn, meint der Hausbootspezialist Kuhnle Tours. Zur gelassenen Stadtpartie gehört auch, dass man die übliche Parkplatzsuche fürs Auto vergessen kann.

Vorsicht ist bei Begegnungen mit der Berufsschifffahrt und der Passage von Brücken geboten. Viele davon müssen der Form und Höhe halber mittig durchfahren werden. Die Brückenbögen sind rund, das Hausboot oben eckig.

Die Handhabung ist meistens einfach, erfordert dennoch Umsicht
Die Handhabung ist meistens einfach, erfordert dennoch Umsicht © Harald Mertes/Kuhnle Tours

Ganz so einfach, wie die Hausboot-Vermieter behaupten, ist die Handhabung des schwimmenden Domizils jedoch nicht. Hausboote mit hohen Aufbauten sind Seitenwind-empfindlich, was sich mit langsamer Fahrt beim An- und Ablegen bemerkbar macht. Infolge des flachen Unterwasserschiffs treiben sie flott ab. Auch bei Kursänderungen halten sie leider nicht die Spur, wie man es von Jollen mit Schwert oder Yachten mit einem Kiel gewohnt ist. Hausboote sind im Verhältnis zu ihrem Gewicht meist sparsam motorisiert, was bei gemächlicher Fahrt dem Spritverbrauch zugutekommt, sich beim Bremsen mit eingelegtem Rückwärtsgang dann mit zäher Verzögerung bemerkbar macht. Deshalb ist es wichtig, dass Manöver nicht forsch wie beim Auto oder Wohnmobil mit kurzem Bremsweg gefahren werden, sondern mit langsam. Das ist bei vierkant angesteuerten Stegen und auch in Schleusen wichtig, wo es keinen Ausweg gibt und es ab und zu übel rumst. Das Vertäuen des Gefährts ist an sich einfach, verlangt in Schleusen mit variablem Wasserstand aber Umsicht. Unbedingt, wenn das Wasser abgelassen wird und die Festmacherleinen zu lösen und zu verlängern sind. Der Anfänger braucht ein paar Tage, bis der Umgang mit den Leinen vertraut ist.

Wer sich für ein stationäres Hausboot entscheidet, genießt in mittlerweile vielen Ostseehäfen, etwa der Flensburger Förde, auf Fehmarn, Großenbrode oder der Marina Weiße Wiek in Boltenhagen beispielsweise das besondere Flair eines Yachthafens. An Bord genießt man das Kommen und Gehen der Yachten, ist mittendrin im Hafenleben. All das mit den Annehmlichkeiten einer schwimmenden Residenz. Unterhaltsamer und komfortabler zugleich geht es kaum. Vielleicht ist es der erste Schritt zum amphibischen Leben und ideal, die zögernde Partnerin oder Familie mit dem Metier vertraut zu machen. Kinder kriegen eine Schwimmweste an und sind mit einem Kescher stundenlang beschäftigt. Das ist interessanter als der Spielplatz oder Strand in der Nähe.

Das Angebot ist vom schwimmenden Ponton mit etwa Garagengroßen Räumlichkeiten, Terrasse und Außenbordmotor über schnittigere und entsprechend mobilere Varianten mit Motoryacht-ähnlichen Eigenschaften bis hin zum charmanten Flussschiffen für die Flüsse und Kanäle Europas vielfältig. Eine reizvolle Alternative zum wassernahen Landurlaub und vielleicht ja der Schritt in die zuvor noch unbekannte wassernahe Lebensweise der aus gutem Grund eingeschworenen „Böötler“.

Prime Time für die Familie
Prime Time für die Familie © Harald Mertes/Kuhnle Tours

Urlaubs-entscheidend ist ein wirksamer Mückenschutz, bestehend aus Kerzen für den Abend draußen auf der Veranda, dazu Mückenspray aus der Drogerie. Zum Schlafen sollten sämtliche Fenster, Luken und Türen vor lästigem Besuch mit Gaze geschützt sein. In geschützten Buchten, auf Kanälen, Flüssen und vor schilfig flachen Ufern gibt es spätestens ab der Dämmerung endlos viele Mücken. Mit diesen Vorkehrungen steht der vielbeschworenen Entschleunigung nichts im Weg.

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VG