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Saisonverlängerer
Im Herbst lässt sich das Boot noch wunderbar nutzen
Jetzt, wo es spürbar abkühlt und die Tage kürzer werden, sind die meisten Boote schon im Winterlager. Dabei lässt sich der Herbst an Bord noch wunderbar nutzen – mit guter Kleidung und einer Bordheizung.
Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 25.12.2017, aktualisiert am 13.10.2024
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- wie Sie Ihr Boot bis in den Herbst hinein nutzen
- Was tun gegen die Kälte in den Nachmittags- und Abendstunden
- Vor- und Nachteile des Herbstsegelns
- Thema Feuchtigkeit unter Deck
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Wassersport, ganz gleich, ob er mit der Jolle, dem Motorboot oder der
Segelboot ausgeübt wird, ist das Pläsier der Individualisten. Dennoch folgen die meisten Individualisten einem ritualisierten Herdentrieb. In vielen Vereinen ist der frühe Abgang mit fixen Kranterminen und Arbeitsdiensten sogar vorgeschrieben. Wer da nicht mitmacht, fällt auf.
Ende September bis Ende Oktober wird eingepackt. Es liegt wahrscheinlich am erwähnten Herdentrieb. Was die Meisten tun, muss richtig sein. Natürlich gibt es auch handfeste Gründe, das Boot bereits im Winterlager zu haben oder jetzt einzupacken: die Arbeit am Boot, welche bei halbwegs trockenem und warmem Wetter viel mehr Spaß macht, als bei Schmuddelwetter. Gar keine Frage: das Abtakeln, Ausräumen und Einlagern des Bootes ist an einem sonnig warmen Tag angenehmer als bei Nebel, Niesel oder Frost. Aber noch schöner als an einem sonnigen Tag einpacken ist eben doch ablegen!
Der entscheidende Grund ist die spürbare Kälte besonders in den Abendstunden, nachts und morgens. Neulich kroch ich mit Socken und einer Pudelmütze in einen für alpine Zwecke geeigneten Schlafsack. Und legte noch zwei Decken obendrauf. Doch gegen die Kälte und Klämmnis an Bord lässt sich etwas tun. Tagsüber hilft moderne Funktionskleidung, welche Generationen von Outdoor-Menschen bis vor wenigen Jahren nicht zur Verfügung stand.
Gegen Abend hilft dann eine gescheite Bordheizung. Früher waren Warmwasserheizungen üblich. Die haben den Nachteil, dass sie träge sind und die ersehnte Wärme unter Deck erst eine Ewigkeit nach dem Einschalten liefern.
Wenn Sie Landanschluss haben, tut es aber schon ein handelsüblicher Heizlüfter. Damit habe ich an Bord vor Jahren schon meine Warmwasserheizung für ziemlich kleines Geld ersetzt. Der handlich kleine, nicht einmal Schuhkartongröße «Reeko ER 887E» wiegt ganze 1,5 Kilo und schnurrt seit Jahren anstandslos. Das Gerät wird an einem sicheren Platz, an dem es nicht umkippt und die abgestrahlte Warmluft nichts anschmoren oder anbrennen lässt, aufgestellt. Da ist die Kajüte binnen Minuten schnurrig warm.
Solch ein Keramik-Heizlüfter ist beispielsweise beim Ausrüster AWN als Eigenmarke für ganze 50 € zuzüglich Versandkosten zu haben. Wichtig ist die Sicherheitsabschaltung beim Umfallen. Der Lüfter steht auf einer Art Taster. Diese schaltet den Lüfter im entlasteten Zustand automatisch ab. Diese Funktion ist wichtig, weil es sonst zu Bränden kommen kann.
Zu Ihrer eigenen Sicherheit und auch aus Verantwortung gegenüber der Umwelt wird der Lüfter vor dem Schlafengehen natürlich abgeschaltet. Da führt an geeigneter Funktionskleidung bis hin zur zünftigen Seemanns-«Schlafmütze» und Socken kein Weg vorbei. Jedenfalls, wenn die Temperaturen nachts einen niedrigen einstelligen Bereich ansteuern.
Wenn Sie die Saison abends und nachts am gern ohne Landstrom vor Anker verbringen, brauchen Sie eine moderne, Diesel-betriebene Warmluftheizung, wie sie in Autos, Wohnmobilen oder Lastwagen als Standheizung eingebaut ist. Das ist eine tausendfach bewährte und ausgereifte Technik.
Leider ist der nachträgliche Einbau beim Boot eine aufwendige Sache. Bei der Segelyacht gilt es einen betriebssicheren Platz für den Schornstein auch bei Krängung und überkommendem Spritzwasser zu finden. Niemand möchte einen rußigen Mast oder schmutzige Segel vom Abgas der Bordheizung.
Wird die Warmwasserheizung durch eine Warmluftheizung ersetzt, gibt es immerhin schon einen geeigneten Platz für den Brenner und Schornstein.
Die Verteilung der Warmluft durch Schläuche mit großem Querschnitt in den Kajüten sollte nur nach Rücksprache mit der Werft, dem Konstrukteur oder von einem erfahrenen Bootsbauer vorgenommen werden. Große Löcher in Schotten und anderen Einbauten mit tragender Funktion schwächen die Struktur des Bootes.
Oder Sie achten bei der Wahl ihres nächsten Bootes hier auf Boot24 von vornherein auf eine eingebaute Warmluftheizung. Erfahrene Salzbuckel, die in nördlichen Breitengraden schippern oder das ganze Jahr hindurch ablegen, schwören übrigens auf einen beheizten (und nach unten hin entwässerten) Ölzeugspind. Da tropft die Nässe unten ab und Sie steigen vor Ihrer Wache in warmes und trockenes Ölzeug. Herrlich!
Der Lohn für den eingeschränkten Komfort ist ein wahrlich exklusives Wassersport-Vergnügen. Es ist wirklich kein Schwein mehr draußen. Außer Ihnen sind nur ein paar Seevögel und die Kollegen von der Berufsschifffahrt unterwegs. Und das Ufer Ihrer Lieblings-Ankerbucht empfängt Sie festlich geschmückt mit herrlich buntem Laub.