Segelboot-Klassen2 min Lesezeit
420er
Mehr als 60.000 verkaufte Boote – muss man dem noch etwas hinzufügen?
Sollte es jemals eine Rangliste der beliebtesten Zwei-Personen-Jollen, vor allem aber begehrtesten Jugendboote geben – der 420er wäre darauf ganz oben positioniert. Kaum eine andere Jolle vermittelt als Umsteigeboot (z. B. von der Kinder-Jolle Optimist) die Welt des Team-Segelns besser als der 420er.
Von Michael Kunst, veröffentlicht am 12.10.2022
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Immer alles im Griff
Vier Meter zwanzig kurz ist dieses Boot von einer Zweier-Crew auch bei ruppigen Bedingungen durchweg beherrschbar. In Wettkampf-respektive Regattasituationen besticht der 420er seit jeher durch „rasches Anspringen“ in den Gleitmodus und durch gute Manövrierbarkeit in hektischen Situationen.
Das Boot wird mit Fock, Großsegel, symmetrischem Spinnaker, Aluminium-Mast und dem Vorschoter im Trapez gesegelt. Unzählige Olympiasieger, Welt- und Europameister in den unterschiedlichsten Bootsklassen, aber auch erfolgreiche Hochsee-Regatta- und Langfahrtsegler haben die Grundkenntnisse des Team-Segelns im 420er erlernt.
Jung geblieben – in jeder Hinsicht
Der 420er wurde bereits 1959 als Prototyp vorgestellt und wurde seit 1960 von der französischen Werft Lanaverre in Serie gebaut. Mittlerweile wurden knapp 60.000 Jollen verkauft, allerdings bauen nun auch andere Werften unter Lizenz die beliebte Klasse, zum Beispiel Nautivela und Ziegelmayer.
Die ausschließlich aus GFK gebaute Rundspant-Jolle hat – ähnlich wie der später erdachte 470er – seitlich rund geformte Auftriebskörper, die das Boot unsinkbar machen und auf denen die Crew im Cockpit sitzt bzw. agiert.
In den ersten Jahrzehnten wurde der 420er ausschließlich als Jugendboot eingesetzt. Aber schon Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts war der 420er eine beliebte, weltweit verbreitete Regattajolle, die auch von älteren Seglern geschätzt wurde.
Auch einhand ein Renner
Bis ca. zur Jahrtausendwende gab es auch Einhand-Regatten auf dem 420er. Ältere Bootsmodelle hatten dafür einen zweiten Mastfuß weiter vorne vorgesehen und eine etwas weiter vorschiffs angebrachte, zweite Verstagungsmöglichkeit (Wantenaufnahme). Um trotzdem die Großschot im gewohnten Bereich bedienen zu können, wurde ein längerer Baum (meist aus Holz) angebracht. In den Siebziger- und Achtziger-Jahren wurden deshalb bei Weltmeisterschaften auch Einhand-Weltmeister im 420er Solitär oder Solitaire (französisch: einhand) gekürt.
Heute gilt der 420er als DIE Zweihand-Jolle für jüngere Segler, die trotz ihres Alters und der weitgehend unveränderten Technik einen enormen Segelspaß bei hoher Wettbewerbsfähigkeit vermittelt.
Technische Merkmale:
- Länge ü.a.: 4,20 m
- Breite: 1, 63 m
- Masthöhe: 6,26 m
- Gewicht segelfertig: 100 kg
- Segelfläche am Wind: 10, 25 qm
- Spinnaker: 9, 0 qm
- Yardstickzahl: 115 (Solitär: 120)