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Praxis12 min Lesezeit

Unterhaltskosten Motorboot

Ein praxisnaher Leitfaden zu diesem vielschichtigen Thema

Unterhaltskosten Motorboot
Auszeit mit einem 8 1/2 m Motorboot. Der geringe Tiefgang erlaubt strandnahes Ankern. © Marco Müller

Die Frage, was ein Motorboot auf Dauer kostet, lässt sich abhängig vom Boot und Liegeplatz, der Motorisierung und Fahrstil vorab gut einschätzen. Hier ein Beispiel, wie Sie zu einer realistischen Einschätzung der jährlichen Ausgaben kommen.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 26.03.2025

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Erläuterung und Einschätzung der üblichen 10-Prozent-Formel
  • welche Kosten der Besitz eines Motorboots auslöst
  • welche Ausgaben vorab sicher einzuschätzen sind
  • wie hoch die Spritkosten absehbar werden
  • den Betrieb von Außenbordmotor und Trailer realistisch einplanen
  • wann die Trailerwartung unnötig teuer wird

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Für den Interessenten eines handlichen Motorboots ist es wichtig, dass der Bootskauf trotz fehlender Erfahrung finanziell keine Fahrt in den Nebel wird. Denn die im Hafen, an der Tankstelle und der Motorenwerkstatt fälligen Rechnungen kennt er bislang nicht. Dieser Leitfaden zeigt, wie sich die Ausgaben vorab realistisch einschätzen lassen.


Im Unterschied zur Motoryacht, die aufgrund ihrer Größe und Gewicht im Sommer- wie Winterhalbjahr einen kostenpflichtigen Liegeplatz braucht, sind die Ausgaben für ein trailerbares Motorboot deutlich niedriger. Der vorige Beitrag bietet Einblick in die Betriebskosten einer mittelgroßen Motoryacht. Wie nun folgende Beispielrechnungen zeigen, fahren Sie beim trailerbaren Motorboot über die Spritkosten hinaus auch bei der Pflege und Motorwartung Welten günstiger.

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Die Zehn-Prozent-Formel

Nach dieser oft erwähnten Faustformel kostet ein Boot jährlich etwa zehn Prozent des Neupreises. Es gibt Eigner, die das mit einem schönen Liegeplatz in einem entfernten Revier und Erledigung sämtlicher Arbeiten durch ortsansässige Betriebe so hinbekommen. Bei einem trailerbaren 8,44 m langen, 2,87 m breiten, vollgetankt über 3 t schweren Motorboot vom Typ Parker 790 Explorer wären das einschließlich Trailer und Außenborder für 135.000 € Neupreis stolze 13.500 € jährlich. Haben Sie das Boot stattdessen zu Hause, achten ein wenig aufs Geld und erledigen Sie übliche Arbeiten an Bord und kleinere Reparaturen selbst, wird es günstiger. Schauen wir es einmal Schritt für Schritt an.

Fünf «Kostenstellen»

Beim Motorboot ergeben sich fünf verschiedene Kostenstellen:

  1. Ausgaben für den Liegeplatz im Sommer beziehungsweise Stellplatz im Winter zuzüglich Slipgebühr zum Ein- und Auswassern,
  2. Versicherung,
  3. Spritkosten,
  4. übliche Betriebskosten und
  5. Ausgaben für Wartung und Reparaturen, einschließlich Trailer. Wie gelangen Sie hier nun zu halbwegs verlässlichen Zahlen?

1. Liegeplatz

Die Frage, wo das Motorboot in den Sommermonaten liegt, entscheidet wie die Spritkosten maßgeblich über die jährlichen Ausgaben. Beim trailerbar kleinen und problemlos zu slippenden Boot entstehen nur bei der Nutzung im Wasser nennenswerte Liegegebühren, weil es ansonsten umsonst zu Hause oder am Straßenrand steht. Die erwähnte Parker 790 Explorer wiegt mit einem 250 PS Mercury V8 Verado Außenborder mit leeren Tanks 2,7 t. Das Boot bietet bis zu sieben Kojen.

Dieses Gewicht kriegt man gewiss vom Trailer ins Wasser. Das Auswassern auf der geneigten Rampe klappt nicht ohne Weiteres. Hinzu kommt die Breite über 2,50 m, für die es zum Trailern eine Sondergenehmigung braucht. Einzelheiten zur Trailerwartung finden Sie später in diesem Artikel. Folgender Beitrag bietet vertiefende Informationen zum Trailer-Thema.

Hier parkt „Annika“ zu Hause am Straßenrand schon mal umsonst
Hier parkt „Annika“ zu Hause am Straßenrand schon mal umsonst © Privat

Steht das Boot die Woche über auf dem Trailer an Land, kostet es am Straßenrand oder auf dem eigenen Grundstück nichts, auf dem Stellplatz eines Vereins, beim Bauern oder in einem Gewerbegebiet etwas. Deutlich mehr zahlen Sie, wenn das Boot an einem regulären Liegeplatz in einem Verein oder einer Marina im Wasser liegt oder wenn Sie im Urlaub Häfen ansteuern.

Ein Marina-Liegeplatz kostet deutlich mehr als der in einem Verein. Dafür haben Sie in der Marina keinen Vereinsklüngel und verbringen Ihre Freizeit nicht mit der Hafen- und Grundstückspflege des Klubs. Wie im sonstigen Leben entscheidet auch beim Liegeplatz die Lage: Der Liegeplatz an einem gut vom Ballungszentrum erreichbaren Gewässer ist ebenso wie der Hafen in der Wetter-sicheren und sonnigen Gegend teurer.

Kleine und entsprechend handliche Angel- und Badeboote werden über eine öffentlich zugängliche Rampe kostenlos zu Wasser gelassen und abends auf den Trailer gezogen. An vielen Ufern, wo der Wassersport mit entsprechender Selbstverständlichkeit betrieben wird, an heimischen Seen und Flüssen oder beispielsweise in Dänemark geht es so. Manchmal kostet es eine kleine Gebühr.

2. Versicherung

Die Haftpflicht für die Parker 790 Explorer kostet 113,24 €, die Kaskoversicherung für das neuwertige Boot 860,66 €. Macht zusammen 974 € jährlich. Günstiger wird die Kaskoversicherung, wenn Sie das gleiche Modell gebraucht kaufen und es zum entsprechenden Zeitwert anhand des Preises für das gebraucht erworbene Boot versichern.

3. Sprit

Der erwähnte Mercury Verado 250 PS verbraucht Vollgas knapp 100 Liter die Stunde. Damit erreicht das Boot in glattem Wasser beeindruckende 44 Knoten. Nun wird ausnahmsweise bei idealen Bedingungen mal spaßeshalber so schnell gefahren. Üblich mit diesem Modell ist eine Reisegeschwindigkeit von 20 Knoten bei 3.500 bis 4.000 U/min in glattem Wasser bei einem Verbrauch von 25 bis 30 Litern pro Stunde. Das ergibt bei angenommenen 27 l/h und 240-l-Tank eine Reichweite von neun Stunden respektive 180 Seemeilen. 3.500 U/min entspricht 64 Prozent Vollgas (5.500 U/min). Bei angenommenen 1,80 € für den Liter Superbenzin zahlen Sie für die Strecke bei dieser Reisegeschwindigkeit 432 €, bei 2,20 € sind es bereits 535 €. Wenn Sie mit Ihrem Gleiter Strecke machen wollen, sind Sie hoffentlich vermögend.

Spritkosten bei angenommenen 20 kn Reisegeschwindigkeit und 1,80 und 2,20 €/Liter Superbenzin
Spritkosten bei angenommenen 20 kn Reisegeschwindigkeit und 1,80 und 2,20 €/Liter Superbenzin

Die Tabelle zeigt, dass der durchzugsstarke V8-Motor auch bei moderater Fahrweise durstig ist. Bekanntlich spielt sich das Bordleben auf einem Motorboot überwiegend irgendwo vor Anker oder am Liegeplatz im Hafen ab. Die Fahrt zwischen Hafen und Bucht absolviert es bei gutem Wetter auf dem kürzestmöglichen Kurs unkompliziert und flott. Deshalb sind Motorboote so beliebt. Wenn Sie viel fahren möchten, entscheiden Sie sich für einen langsameren und deutlich sparsameren Verdränger anstelle eines Gleiters. Im Grunde ist die Parker Explorer 790 zwar eine gerade noch trailerbare, aber schon veritable, hochbordige und entsprechend seetüchtige kleine Motoryacht.

Ein Liter Superbenzin kostet an der Straßentankstelle etwa 1,80 €. Wassertankstellen nehmen etwa 40 Cent mehr. Sie wissen, dass Motorbooteigner den Sprit nicht in Kanistern zum Boot schleppen und in Etappen ihren Tank füllen. Das wäre beim 240-l-Tank fast zehn 25-l-Kanister. Sie würden etwa 100 € sparen. Vermutlich zeigt Ihnen Ihre Frau bei dieser Aktion den Vogel.

Mit welcher Drehzahl sind Sie letztlich unterwegs?

Was die vereinfachte Verbrauchs-, Reichweiten und Kostenübersicht nicht darstellt, sind die tatsächlich gefahrenen U/min der jährlichen Betriebsstunden. Denn der Motor wird nach dem Anlassen erst mal mit moderater Drehzahl warm gefahren. Manöver, die Ansteuerung von Buchten und Häfen, die Passage von Fahrwassern, Flüssen oder Kanälen erfolgen eingekuppelt bei leicht angehobenem Standgas oder niedriger bis gerade mal mittlerer Drehzahl.

Hinzu kommen Geschwindigkeitsbeschränkungen. Auch sind wegen der Wellenbildung Rücksichten auf Angler, andere Wassersportler und das Ufer zu nehmen. Hier ist die folgende Tabelle hinsichtlich des Verbrauchs bei verschiedenen Drehzahlen aufschlussreich. Schauen Sie am Ende der Saison einfach, wie viele Betriebsstunden Sie in der Saison gefahren sind und wie der Verbrauch war.

Der drehzahlabhängige Verbrauch des Mercury Verado Achtzylinder-Außenborders mit 250 PS
Der drehzahlabhängige Verbrauch des Mercury Verado Achtzylinder-Außenborders mit 250 PS

Vollgasleistung in PS/3 x tatsächlich gefahrene Prozent der Höchstdrehzahl = Verbrauch

Entscheidend für den Verbrauch ist der Hubraum, ausgedrückt durch die PS. Bei einem Benzin-Außenborder kommen Sie mit folgenden Formeln zu einer realistischen Einschätzung des Verbrauchs.

  • Bei Vollgas: Leistung in PS/3
  • Bei 70 Prozent der Drehzahl: Leistung in PS/3 × 0,7. Hier halbiert sich der Verbrauch bereits gegenüber Vollgas.
  • Bei 60 Prozent der Drehzahl: Leistung in PS/3 × 0,6

Hier einige Beispiele kleinerer Außenborder: Rechnen Sie beim Evinrude 15 PS Außenborder bei Vollgas (5.500 U/min) mit guten 5 Litern die Stunde, beim 40 PS Honda BF mit knapp 15 L/h, beim 140-PS-Modell mit 50 Litern. Bei wirtschaftlicher Fahrt reduziert sich der Verbrauch entsprechend der genannten Formel. Die Bootsgröße und der Komfort entscheiden über die Motorisierung. Je leichter und handlicher das Boot, desto weniger zahlen Sie an der Tankstelle.

Was der Artikel hier pauschal nicht beantworten kann, ist die Frage, was das Boot aus einer bestimmten Motorisierung macht. Kommt es bei Vollgas überhaupt ins Gleiten? Und wie viele U/min braucht der Motor zum Erreichen der wirtschaftlichen Reisegeschwindigkeit? Sind es mehr als 60 bis 70 Prozent der maximalen Drehzahl, wird es unnötig teuer. Das hängt von der Rumpfform, der Aufkimmung, beim Gleiter auch dem Längen-Breitenverhältnis und maßgeblich der Beladung des Bootes ab. Wie viele Personen sind an Bord, die Groß sind die Tanks für Sprit und Wasser? Wie viel Gepäck und Vorräte sind dabei?

Der Außenborder muss zum tatsächlichen Endgewicht, nicht dem Prospektgewicht mit magerer Ausstattung des Bootes passen. Verlassen Sie sich hier nicht auf werftseitige Angaben oder Hinweise des Händlers, die letztlich unverbindlich sind. Leider sind nur wenige Bootskonstrukteure und auch namhafte Werften so professionell und gegenüber ihrer Kundschaft so ehrlich, das tatsächliche Gewicht zu nennen. Gerade kleine Boote liegen mit der Zuladung dann einige Zentimeter tiefer im Wasser. Die Gleiteigenschaften saufen mit den zahlreichen Extras sprichwörtlich ab.

Klären Sie diesen für den Fahrspaß, die Reichweite und Spritkosten wichtigen Gesichtspunkt vorab im Gespräch mit den Eignern eines bestimmten Modells. Erkundigen Sie sich in Foren und prüfen Sie es bei der Probefahrt. Der Blick auf die mogelfreie, weil GPS-gestützte Geschwindigkeitsanzeige des Kartenplotters und den Tourenzähler gibt unmissverständlich Auskunft, ob die Motorisierung zum Boot passt.

Überlegen Sie sich vor dem Bootskauf, wo es liegt, wie weit es zur gern angesteuerten Badebucht ist und wo die Reise im Sommerurlaub hingehen soll. So kommen Sie zu überschlägig gefahrenen Meilen und den entsprechenden Spritkosten pro Saison.

Beim genannten Boot mit dem 250 PS Außenborder geben Sie bei 450 sm und 1,80 € für den Liter E10 Superbenzin aus.

Dieses 3 t Boot ist auch wegen 2,70 m Breite zwar grundsätzlich, jedoch nur mit einer Sondergenehmigung und einem speziellen Zugfahrzeug trailerbar
Dieses 3 t Boot ist auch wegen 2,70 m Breite zwar grundsätzlich, jedoch nur mit einer Sondergenehmigung und einem speziellen Zugfahrzeug trailerbar © Marco Müller

Die Tabelle zeigt am Beispiel des erwähnten Gleiters die Spritkosten bezogen auf die jährlich gefahrenen Seemeilen und Betriebsstunden.

4. übliche Betriebskosten

Diese Ausgaben sind absehbar. Los geht’s mit regelmäßig zu erneuernden Papieren, beispielsweise dem «Internationalen Bootsschein» des ADAC: Neuantrag (27–32 €), Verlängerung alle 2 Jahre (22–24 €). Rechtzeitig besorgte Papiere kosten jährlich 14 €. Für die beschleunigte Bearbeitung und kurzfristige Zustellung zahlt der vergessliche Eigner in Deutschland allerdings gepfefferte 75, für den Versand nach Italien, Kroatien, Spanien, Frankreich, Griechenland oder die Türkei 115 €.
Eine bequeme Automatikschwimmweste ist alle zwei Jahre für circa 45 € zu warten, macht jährliche Kosten von 90 € für vier Schwimmwesten an Bord. Festkörperschwimmwestern sind zwar nicht so bequem, müssen nicht gewartet werden und kosten über den Kauf hinaus nichts. Pflegen Sie das Boot selbst, geben Sie überschlägig 35 € für Politur und 75 € für Antifouling und Arbeitsmittel (Farbe, Farbwanne, Malerbügel, Farbwalzen, Pinsel, Verdünnung, Klebeband für den sauberen Wasserpass, Einmalhandschuhe etc.) aus.

Übliche Arbeiten am Außenborder, etwa die Frischwasserspülung nach dem Auswassern des Bootes erledigen Sie mit wenigen Handgriffen im Hafen. Um den Korrosionsschutz mit gelegentlichem Wechsel der Opferanoden und die Konservierung des Motors für die Wintermonate und den Ölwechsel kümmern Sie sich mit etwas handwerklichem Geschick anhand der Betriebsanleitung für kleines Geld selbst. Die Instandhaltung eines Außenborders ist deutlich günstiger als die einer Einbaumaschine.

Muss der Motor mal in die Werkstatt, bringen Sie den Außenborder selbst hin und holen ihn nach eine Weile wieder ab. Auch das ist deutlich günstiger als der Termin des Monteurs an Bord zwecks Wartung der Einbaumaschine und des Getriebes einer Motoryacht.

5. Wartung und Reparaturen

Die Ausgaben für die Wartung des Trailers hängen davon ab, ob das Boot mit dem Trailer zu Wasser gelassen und herausgenommen wird, oder ob es gekrant wird. Die Radlager eines Bootsanhängers, die regelmäßig Salzwasserkontakt haben, sind trotz wasserdichter Radnaben infolge Korrosion jährlich zu ersetzen, die Bremsen alle zwei Jahre. Die Gefahr, dass es infolge korrodierter Radlager und Bremsen zu einem größeren Schaden oder unterwegs zum Unfall des Trailers kommt ist groß.

Rechnen sind beim erwähnten 3 to Boot mit jeweils 50–90 € Krangebühr je Vorgang. So bleibt es bei den üblichen Kosten zur Trailerwartung mit regelmäßigen TÜV-Terminen, Fetten der vorhandenen Schmiernippel (was mit der Fettpresse in wenigen Minuten selbst erledigt ist) und Instandhaltung der Lichtleiste (Kontaktspray, Birnchen). Der große Vorteil des trailerbaren Motorbootes ist, dass Sie es zur Erledigung der üblichen Bootspflege (Politur und Antifouling malen) und Reparaturen daheim haben und die Sachen mit kurzem Weg an Bord und wann Sie Lust haben erledigen könne. Es ist wie am Fahrrad oder Moped basteln, nur schöner.

Beim Bootsanhänger für 1,8 t Gesamtgewicht rechnen Sie mit 100–150 € jährlich: 45–60 € für den TÜV alle zwei Jahre, Wartung der Bremse nach 3.000 km für etwa 100 €, alle 6 Jahre für vorschriftsmäßig erneuerte Reifen für etwa 160 € (Hänger mit zwei Rädern) unabhängig von den gefahrenen Kilometern beim 100 km/h-Betrieb zuzüglich der genannten Kleinigkeiten für die Beleuchtung.

Reparaturen und Verschönerungen an Bord

Die Annahme, dass an einem neuen Boot ähnlich wie bei Neuwagen praktisch nichts zu tun ist und es einfach nur unbesorgt genutzt werden kann, ist leider falsch. Es dauert etwa drei Saisons, bis Sie als Eigner eines werftneuen Bootes die Kinderkrankheiten ausgestanden haben und alles an Bord so passt und funktioniert, wie Sie es möchten. Ich kenne mehrere leidvolle Geschichten aus dem Bootsfreundeskreis, und zwar beim Kauf eines neuen RIB, einer modernen Tourensegelyacht aus französischer Serienfertigung und der erwähnten Parker 790 Explorer. Bei diesen drei Booten gab es endlose Nachbesserungen, die sich über mehrere Sommer hinzogen.

Die enttäuschten Käufer wurden abgewimmelt, die Mängel hinhaltend bearbeitet. In einem Fall wurde der Kauf nach gravierenden, nicht mehr behebbaren Mängeln nach einer gerichtlichen Klärung rückabgewickelt. Es ist erstaunlich, was Werften und Händler Ihren Kunden zumuten. Diesen Ärger ersparen Sie sich, wenn Sie einen Profi zur Abnahme des werftneuen Bootes beauftragen und es erst vollständig bezahlen, wenn es mängelfrei ist (letzte Rate an Treuhandkonto). Oder wenn Sie ein gebrauchtes Boot mit ebenfalls zusätzlich bezahltem Sachverstand kaufen.

Beim gebrauchten Boot sind die Kinderkrankheiten vermutlich und hoffentlich vom vorigen Eigner behoben. Andererseits ist mit Verschleiß am Motor, an beweglichen Teilen wie Schubladen, Luken, Deckeln, der Toilette, Schläuchen, dem Ankerspill oder der sonstigen Ausstattung zu rechnen. Auch möchte niemand seine Freizeit auf durchgelegenen, fleckigen oder muffigen Polstern verbringen. Das Klappverdeck bleicht in der Sonne aus, ist nach achtloser Verwahrung im Winterlager durch Feuchtigkeit verspakt und nach einigen Jahren zu ersetzen.

Beim gängigen Serienboot kennt der Händler die Kosten. Für das alte oder seltene Modell fragen Sie den nächstgelegenen Boots- oder Caravanpolsterer nach einem Angebot. Legen Sie die Kosten auf einen realistischen Zeitraum von zehn Jahren um.

Schwer einzuschätzen ist die Frage, welche Reparaturen und Ausgaben in der Technik eines gebrauchten Motorbootes schlummern. In welchem Zustand ist der Außenborder? Ob und absehbar wann steht die teure Überholung an? Das kann ein versierter Techniker bei laufender Maschine mit Blick aufs Kühlwasser, den Zustand des Öls und in Kenntnis der zuvor gemachten Arbeiten einschätzen. Rechnen Sie mit dem Worst Case und legen Sie den Aufwand auch hier ähnlich wie bei der Rücklage für die Eigentumswohnung auf beispielsweise zehn Jahre um. Tritt der nicht ein, umso besser. In diesem Zusammenhang sollten Sie wissen, dass die Lebensdauer eines gut gewarteten Außenborders bei tausend bis dreitausend Betriebsstunden liegt.

Wartungskosten für den Außenborder

Der genannte Mercury Verado 250 PS (V8) ist nach den ersten 200 Betriebsstunden für 595 € zu warten. Eine große Wartung kostet überschlägig 750 €. Übliche Kleinigkeiten wie den Öl- oder Zündkerzenwechsel erledigt der handwerklich geschickte Eigner selbst. Beim großen Außenborder in heutiger Machart gibt es ähnlich wie beim Auto eine komplizierte Elektronik, die sich von DIY-Eigner nicht mit Bordmitteln auslesen lässt. Hier sind Sie auf die Werkstatt angewiesen, zahlen die geforderten Stundenlöhne und Materialkosten.

Die Kosten eines kleinen offenen Motorbootes

Die Liegeplatzkosten entfallen (zu Hause oder Straßenrand) oder sie sind marginal. Ebenso die Ausgaben für die Versicherung angesichts des geringen Bootswertes, soweit das Boot überhaupt Kasko versichert wird. Auch die Spritkosten bleiben beim kleinen Außenborder im Rahmen. Einen kleinen Außenborder wartet der handwerklich pfiffige Eigner selbst (Anoden-, Öl- und Zündkerzenwechsel). Es bleiben die Kosten für die Papiere, Schwimmwesten, den Zugang zum Wasser (Rampe) und die Instandhaltung des Trailers. Als absehbare Anschaffung steht vielleicht eines Tages ein besserer Außenborder im Raum, den Sie jedoch nicht neu kaufen müssen. Ein werkstattgeprüftes Secondhand-Angebot lohnt sich. Da am kleinen Ausflugs-, Bade- oder Angelboot wenig dran ist, geht wenig kaputt.

Nach der ersten Saison wissen Sie mehr

Anhand der genannten Positionen, erster Angebote und Kostenschätzungen haben Sie ein Muster für Ihre eigene Tabelle. Die ist mit Excel rasch erstellt. Wenn Sie nun Ihre Ausgaben für das Boot in dieser Übersicht notieren, können Sie nach der ersten Saison die Angebote und Kostenschätzungen mit Ihren tatsächlichen Ausgaben vergleichen. So bleibt die Kirche finanziell im Dorf und Sie können die Auszeit mit der Familie und Freunden an Bord in vollen Zügen genießen.

Dank an Bootseigner Marco Müller vom Seglerverein Lemkenhafen Fehmarn.

Fazit: Wenn Ihnen angesichts der Kosten für die Parker Explorer 790 mit 250 PS Außenborder schwindlig wird, entscheiden Sie sich für ein kleineres, deutlich handlicheres und leichteres Boot. Das bringen Sie gelegentlich für ein verlängertes Wochenende am und auf dem Wasser auf dem Hänger von daheim mit. Vielleicht steht es auch in der Nähe der Ferienwohnung oder des Campingsplatz auf dem Trailer. Ich begegne auf der Ostsee in der Lübecker Bucht, rings um Fehmarn und in Dänemark ständig Motorbootfahrern, die einen ziemlich vergnügten Eindruck beim Sonnenbaden oder Angeln an Bord machen. Interessanter als die Bootsgröße sind die Stunden, die Sie auf dem Wasser verbringen. Das klappt mit einem gebrauchten, kleinen Boot am besten. Damit können Sie nicht viel falsch machen und Sie schnuppern Meeres- oder Seeluft.

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VG