Ratgeber für den Bootsverkauf8 min Lesezeit
Was kostet ein Bootsmakler?
Gesichtspunkte und Kosten bei der Beauftragung eines Yachtmaklers
Wann die Beschäftigung eines Maklers beim Bootsverkauf die beste Lösung ist und was sie kostet. Welche Boote Makler abhängig vom Liegeplatz, Zustand und weiteren Gesichtspunkten anbieten. Welche versteckten Kosten den Käufer erwarten.
Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 24.02.2024, aktualisiert am 30.09.2024
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- wann es 6, 8 oder 10 Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer kostet
- wie die unterschiedlichen Verkaufsprovisionen zustande kommen
- wann Sie lieber gleich einen Makler beauftragen
- wie der Makler für Käufer lästig und teuer wird
- exklusive und nicht exklusive Maklerverträge
- was ist ein Korrespondenzmakler
- Untergrenzen bei der Vermittlung kleiner Boote
- Recherche bei drei verschiedenen Maklern
- Einblicke in den Bootsmakler-Alltag
- Tipps zur Auswahl eines Maklers
- Vorsicht mit Länder-, Branchen- und verbandsspezifischen Konditionen
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Es gibt verschiedene Gründe, einen Makler mit dem Verkauf seines Bootes zu beauftragen. Sie möchten die Sache von Anfang bis zum Abschluss in professionellen Händen wissen, weil die Transaktion unterschiedliche Themen berührt, bei denen Sie nur ansatzweise oder überhaupt nicht sattelfest sind.
Es geht los mit technischen Gesichtspunkten, also Gewerken wie Bootsbau, Elektrik, Sanitär, Gas, Motorenkunde. Diese Kenntnisse braucht es zur realistischen Einstufung des tatsächlichen, weniger des erhofften Verkaufserlöses. Weiter geht es mit der möglichst wasserdichten Vertragsgestaltung, dem Haftungsausschluss gegenüber dem Käufer, Eigentumsübergang und Zahlungsmodalitäten, also juristischen Finessen. All das kann, je nachdem an welchen Käufer Sie geraten, einfach über die Bühne gehen. Oder es wird kompliziert, zeitraubend und über Monate oder sogar Jahre hinweg lästig. Im Worst Case schlagen Sie sich lange nach dem Verkauf des Bootes mit Einschreiben, Gutachtern, Anwälten und Gerichtsterminen herum.
Sie haben keine Lust oder schlicht keine Zeit, sich mit dem Verkauf zu befassen, über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten wiederholt die immer gleichen Fragen zum Boot zu beantworten und es Interessenten zu zeigen? Befindet sich das Boot an einem fernen Liegeplatz? Dann führt zugunsten eines zügigen Verkaufs kein Weg am Makler vorbei.
Der Einstieg mit einem vernünftigen Preis entscheidet
Jan Spengler, Michael Schmidt & Partner
Oft gibt es auch berufliche, gesundheitliche oder andere persönliche Gründe, dass Sie das Thema an eine Fachfrau oder einen Fachmann delegieren. Das können Schicksalsschläge, Erkrankungen, das fortgeschrittene Alter sein. Mancher Eigner möchte dem Käufer seines Bootes nicht begegnen, weil das Boot meist eine sehr persönliche „Sache“ ist, noch viel Herzblut daran hängt.
Yachtmakler Florian Kirchner von Kirchner & Mares mit Niederlassungen in Hamburg und Kiel zufolge ist es hilfreich, wenn verkäuferseitige Emotionen nicht nur möglichst, sondern am besten komplett außen vor bleiben. Den entscheidenden Beitrag dazu leistet aus seiner Sicht der Makler als sachlicher, nüchtern vorgehender, Interessen ausgleichender Puffer zwischen Käufer und Verkäufer.
„Wenn der Verkäufer einem Interessenten sein Boot persönlich zeigt, dann fährt beim Gang durch das Schiff meist ein Film ab, der den Verkauf erschwert. An jedem Detail hängt eine Geschichte, gibt es Erinnerungen an aufwendige Reparaturen oder liebevolle Pflege. Wenn den Interessenten das nun alles nicht interessiert oder er es nicht wertschätzen kann, geht der Termin schief. Da sagt sich der Verkäufer: „Der Blödmann bekommt das Schiff nicht“ fasst Kirchner zusammen.
Der Makler bietet (hoffentlich) Expertise. Er schaut sich das Boot (hoffentlich) gründlich an und erstellt mit der gebotenen Sorgfalt ein aussagekräftiges Exposé. All das benötigt Zeit, macht Arbeit.
Der Makler ist ein emotionaler Puffer zwischen Verkäufer und Käufer
Florian Kirchner, Kirchner & Mares
Er hilft - und das ist sehr wichtig - bei der Preisfindung, indem er Ihnen bei unrealistischen, sprich selbstbewussten Vorstellungen den ersten Zahn zieht, damit das Boot überhaupt verkäuflich ist. Denn wenn Sie Ihr Boot zum überhöhten Preis anbieten, ziehen Sie die Sache nur in die Länge. Damit erreichen Sie das Gegenteil dessen, was Sie mit dem Angebot Ihres Bootes wollen, den Schlussstrich. Wer seit Jahren jeden Tag mit Interessenten über den Kauf/Verkauf von Booten spricht, hat ein ganz anderes Gespür für den Markt, als der Eigner, der es zum ersten Mal macht, auf eigene Faust versucht.
Professionelle Klärung zentraler Fragen
Wichtig ist auch, dass zentrale Fragen wie die Besitzverhältnisse und das Thema Mehrwertsteuer vorab geklärt werden. Wem gehört das Boot? Bei einer Scheidung den zerstrittenen Ehepartnern? Ist es beliehen oder sonst wie, etwa durch unbezahlte Liegegebühr belastet? Ist es in einem Schiffsregister eingetragen? Gibt es die Originalrechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer? Ist das Boot CE-Zertifiziert und damit überhaupt innerhalb der EU verkäuflich? Welche Ausnahmen gibt es diesbezüglich und welche Nachweise sind dafür zu erbringen? All diese Punkte klärt der professionell arbeitende Makler zügig.
Der Makler zeigt das Boot verschiedenen Interessenten bis zum Abschluss des Kaufvertrages. Diese Leistung muss bezahlt werden. Sie kostet ab 6 Prozent des Kaufpreises, beziehungsweise 8 oder 10 Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer. Je nachdem, um welches Objekt es geht, wo das Boot liegt, welchen Makler Sie beauftragen, wie lange er schon im Geschäft ist, und groß sein europaweites Netzwerk ist. Wie in jeder Branche gibt es Einsteiger, die ihre Dienste günstiger, zu niedrigeren Provisionssätzen anbieten. Schauen Sie, wer überhaupt die nötige handwerkliche, technische und kaufmännische Praxis bietet und wie lang er im Geschäft ist. Wie eingangs erwähnt, sind verschiedene Talente gefragt.
Sie können einen bestimmten Makler exklusiv mit dem Verkauf beauftragen, dann verkauft nur er es. Beim nicht exklusiven Auftrag riskiert er, dass er zwar Arbeit mit dem Boot hat und ihm Kosten entstehen, er jedoch leer ausgeht, falls ein anderer Makler das Boot verkauft.
Exklusiver oder nicht exklusiver Vertrag
Bei kleinen Objekten ist ein Exklusiv-Vertrag üblich. Bei großen und entsprechend kostspieligeren Yachten ab 400 – 500.000 € lassen sich Verkäufer ungern auf eine exklusive Beschäftigung eines Maklers ein und beauftragen mehrere Kollegen. Das ist Verhandlungssache.
Oft kommt es vor, dass ein anderer Makler dem beauftragten Makler einen Käufer für das Boot bringt. Dann teilen sich die beteiligten Makler die Provision.
Schwierig wird es für den Makler, wenn der Verkauf des Bootes aufwendig war, weil der Preis zu hoch angesetzt wurde, zahlreiche Präsentationstermine nötig waren, einige Verkaufsverhandlungen mit vorbereiteten Vertragsentwürfen stattgefunden haben, der Einsatz von Reisekosten und Zeit hoch war.
Vermittlung kleiner und günstiger Boote
Entscheidend ist der Standort des Bootes. Befindet es sich in der Nähe und der Makler kann es an einem gängigen Liegeplatz wie dem Hamburger Yachthafen in Wedel zeigen und bei der Gelegenheit vor Ort am selben Tag weitere Termine wahrnehmen. So ist es beispielsweise für Beate und Jan Spengler vom in Schenefeld bei Hamburg ansässigen Yachthandel Michael Schmidt & Partner „kein Problem, auch ein 10.000 € Boot zu vermitteln. Es kommt auf den Zustand an und ob wir den Kunden schon kennen. Nur kann ich nicht für ein morsches Folkeboot nach Greifswald fahren“ erläutert Spengler.
Höhere Provision bei sogenannten Korrespondenzmaklern
Sind zwei Makler, sogenannte Korrespondenzmakler, mit einem Boot beschäftigt und sie teilen sich beim Verkauf die Provision, berechnet Michael Schmidt & Partner 10 Prozent plus Mehrwertsteuer. Hier sind die während der Angebotsphase bis zum Abschluss des Verkaufs fortlaufenden Bootsbetriebskosten (Liegegebühr, Versicherung) der ggf. höheren Provision, die aus dem Verkaufserlös zu begleichen ist, gegenüberzustellen und zu überlegen, womit der Verkäufer besser fährt. Zügig mit einem Nachlass verkaufen und die Sache abschießen oder eines Tages vielleicht doch noch den erwarteten Preis bei fortlaufenden Kosten durchsetzen? Das ist besonders im Mittelmeer mit erheblichen Liegegebühren ein Punkt.
Florian Kirchner berichtet, dass die Eigner kleiner bis mittelgroßer Boote meist dazu neigen, den Verkauf selbst in die Hand zu nehmen, weil sie sich die Zeit nehmen und die Maklerprovision sparen wollen. Je vermögender und viel beschäftigter der Bootseigner, desto eher beauftragt er einen Makler. „Schon deshalb, weil er durch den Kauf einer Immobilie den Umgang mit Maklern kennt. Er möchte auch den Verkauf seines Bootes in professioneller Hand wissen.“
Für Kirchner & Mares geht es beim Boot im Wert von 80 – 100.000 € los. Kleinere und entsprechend günstigere Objekte bietet Kirchner an, wenn er den Eigner kennt, es sich um ein gutes, gepflegtes Boot handelt, das absehbar einen Käufer findet. „Entscheidend ist auch der Liegeplatz. Ich kann nicht sechs oder siebenmal für ein 30 – 40 Tsd. Euro Boot lange Strecken im Auto sitzen.“
Die Höhe der Provision hängt von der Marke und Bekanntheit, dem Standort, Zustand und natürlich dem Budget ab. Ein angesehenes Fabrikat im Wert von mehreren hunderttausend Euro am naheliegenden Liegeplatz wird zu einer niedrigeren Maklerprovision verkauft als ein kleines, schwer verkäufliches Objekt am entfernten Standort.
Vielbeschäftigte Eigner delegieren den Bootsbetrieb, Reparaturen und auch den Verkauf ihrer Yacht
Jan Böhm, Lodsman Yacht-Management
Den Käufer kostet der Erwerb eines Bootes beim Makler auf den ersten Blick nichts. Er bezahlt den verhandelten Preis für das Boot. Der Verkäufer begleicht davon die vereinbarte Maklerprovision von 6, 8 oder 10 Prozent zuzüglich MwSt.
Es bleibt die Frage, ob sich der Verkauf des Bootes über einen Makler lohnt, er das Geld wert ist. Das hängt entscheidend davon ab, wie der Makler arbeitet, ob er die zugesagte Leistung bietet, seriös und zuverlässig ist. Ob er sich bis zum Abschluss der Transaktion einsetzt. Wie bei allen anderen Fragen rings ums Boot hilft auch hier der persönliche Eindruck und natürlich der Flurfunk. Machen Sie sich anhand der Website des Maklers selbst ein Bild. Ein Telefonat ergänzt den Eindruck. Erkundigen Sie sich nach den Erfahrungen, die andere Eigner mit bestimmten Dienstleistern gemacht haben. Sie sollten wissen, dass es Käufer gibt, die ungern oder grundsätzlich nicht beim Makler kaufen.
Branchen- und verbandsspezifische Konditionen
Diese Hinweise treffen weitgehend in Deutschland und Skandinavien zu. Anders ist der Bootskauf beim Makler in Holland und am Mittelmeer geregelt. Hier muss der Interessent vor dem Probeschlag und Auswassern der Yacht zwecks Inspektion des Unterwasserschiffs für das ihm unbekannte Objekt ein Gebot abgeben, einen Kaufvertrag abschließen und eine substanzielle Summe anzahlen. Und zwar gemäß ausländischem Recht, bei einem am ausländischen Gerichtsstand durchzusetzenden Recht zum Rücktritt. Für das Rücktrittsrecht sind Fristen einzuhalten und der Grund ist von einem ortsansässigen, in der Regel dem entsprechenden Verband angehörenden Gutachter zu bestätigen. In Holland ist das die Nederlandse Vereniging van Ondernemers in de Bedrijfstak Watersportindustrie (HISWA), beim Verbandsmakler am Mittelmeer und anderswo die Mediterranean Yacht Brokers Association (MYBA The Worldwide Yachting Association). Der elfseitige MYBA Mustervertrag nennt sich „Memorandum of Agreement, approved by the Mediterranean Yacht Brokers Association“.
Standardverträge können für den Käufer lästig und teuer werden
Beide bieten dem Käufer den Vorteil, dass ihm während der Probefahrt und Begutachtung bis zum Rücktritt vom Kauf oder dem Abschluß des Erwerbs niemand das Boot wegschnappen kann. Sie sind für den Makler und Verkäufer angenehm, weil sie die Anzahlung vorab haben und der Interessent nach Besichtigung, Probefahrt und Inspektion des Bootes begründen muß, warum er es nicht oder günstiger kaufen möchte. Die HISWA-Konditionen sind für Mitglieder der niederländischen Bootsbranche maßgeschneidert (Bootshändler, Makler, Werften). Gleiches gilt für die Bedingungen der Mediterranean Yacht Brokers Association (MYBA The Worldwide Yachting Association). Sie können für den vom Kauf zurücktretenden Interessenten lästig, zeitraubend und teuer werden: im Ausland zugelassener Anwalt, Sachverständiger, ausländisches Recht, ausländischer Gerichtsstand hier mehr dazu.
In Zeiten immer neuer Betrugsmaschen und Internetkriminalität, wo Schnäppchenjäger mit sensationell günstigen, nicht existenten Booten gelockt werden und die Anzahlungen verschwinden - bietet der Makler dem Käufer meistens Sicherheit. Es geht um viel Geld - und Nerven. Wenn Sie das Abenteuer Bootskauf sicherer gestalten wollen, spricht dieser Punkt - von den erwähnten Ausnahmen abgesehen - für den Makler.