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Festrumpfschlauchboot (RIB) - Das Beste zweier Welten

Warum das «Rigid Inflatable Boat» der Alleskönner unter den Motorbooten ist

Festrumpfschlauchboot (RIB) - Das Beste zweier Welten
Vor dem Leuchtturm Alte Weser bei schönem Wetter auf der Nordsee © Picture Coast

Das Rigid Inflatable Boat, kurz RIB genannt, ist ein Zwitter aus Festkörper- und Schlauchboot. Der starre V-förmige Bootsboden bringt neben Festigkeit ausgezeichnete Eigenschaften wie Rauhwassertauglichkeit und Spurtreue. Der umlaufende Schlauch macht es kippsicher, punktet mit ringsum bequemen Sitzgelegenheiten und der Sicherheit eines Schlauchbootes in den Auftriebskörpern.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 29.11.2019

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • warum der Bootstyp so vielseitig und gefragt ist
  • beeindruckende Rauhwassertauglichkeit und Speed
  • die Nachteile des RIB
  • gemischte Erfahrungen eines norddeutschen Eigners mit einem bestimmten Fabrikat

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Als Begleitboot bei Regatten, als Bade- und Beiboot ist es ideal, um aus dem Wasser an Bord zu kommen. Fotografen schätzen es für seine ruhige Schwimmlage und die Gelegenheit zu Perspektiven nah am oder aus dem Wasser. Es ist leicht und braucht vergleichsweise weniger PS. Beim Anlegen müssen theoretisch nicht mal die Fender raus, da der Bootskörper ja selbst schon einer ist. Das klappt natürlich nur an Liegeplätzen, die den Schlauch nicht beschädigen. Vor allem machen es mehrere separate Auftriebskammern sicher. So schwören Seenotretter, Umweltschützer, die Polizei, das Technische Hilfswerk, Meeresforscher, Versorger, die Marine, Taucher, Segelvereine und -schulen auf den Bootstyp.

Leider hat er auch Nachteile. Er ist im Vergleich zu einem herkömmlichen Kunststoffboot teuer. Zweitens hält ein RIB nicht ewig. Nach 10 bis 15 Jahren ist da sprichwörtlich die Luft raus. Die Kammern eines üblichen PVC-Bootes verlieren so viel, dass ständig nachgepumpt werden muss. Drittens muss es gut behandelt werden. Ein übliches Glasfaserboot lässt sich irgendwo draußen abstellen. Man kann es auch mal im Garten vergessen. Verkreidetes und ausgeblichenes Gelcoat lässt sich später wieder hoch polieren. Ein RIB gehört unbedingt aus der Sonne und mindestens unter eine Persenning. Mehr noch als beim Schlauchboot steckt der Teufel im Detail - und der Verarbeitung. Achten Sie erstens auf das Schlauchmaterial: PVC Boote mit Schläuchen aus sogenanntem Polyvinylchlorid sind UV-empfindlich. Wird das RIB richtig gelagert und nur ab und zu genutzt, reicht ein Modell aus PVC.

Besser, aber bis zu ein Viertel teurer, sind Boote aus einem Hypalon-Neopren Gewebe. Mehrlagige Schläuche aus hochwertigem Hypalon und Neopren sind recht witterungsbeständig und halten angeblich mehrere Jahrzehnte. Auch lassen sich kleine Schäden einfach beseitigen. Da das RIB aus zwei Komponenten besteht, dem starren Bootsboden und den nachgiebigen Schläuchen, bewegt es sich an diesen Verbindungen. Das ist eine Nut an der Kante des starren Bootsbodens, wo der Keder des Schlauches in einer Art Schiene am Festkörper eingezogen ist. Kräftig motorisiert ist das Gefährt bei schneller Fahrt deftigen Schlägen unter den Bootsboden und der Schläuche ausgesetzt. Da arbeitet das Material dann. Nur ein RIB mit prallen Schläuchen taugt was.

Achten Sie auch darauf, wo das Boot herkommt. Ein norddeutscher Eigner erlebte mit einem no-Name Fabrikat Made in China eine üble Pleite. Ziemlich bald verlor zunächst eine Kammer des werftneuen Bootes Luft. Dann lösten sich die Nähte in Wohlgefallen auf. Eine lange Liste seltsamer Dinge kam zum Vorschein: Von einer phantasievollen CE-Kennzeichnung über Betankungsprobleme infolge ungenügender Tankentlüftung bis hin zu einer Benzinleitung, die über (!) der Elektrik verlegt war. Dümmer und gefährlicher geht es kaum. Letztlich hatte er mit Telefonaten, Briefen, Fahrten zum Händler, Dokumentation der Mängel und schließlich dem Gerichtsverfahren mehr Ärger als Freude mit seinem RIB. Das Boot erwies sich als irreparabel und wurde nach unmissverständlichen Hinweisen eines Sachverständigen an den Händler Lava-Marine zurückgegeben.

Dabei hatte alles schön angefangen. Er bretterte in glattem Wasser mit 20 bis 32 Knoten von Bremen die Weser runter und legte die Strecke Bremerhaven – Helgoland des Seegangs und Spritverbrauchs halber in 2 Stunden mit reduziertem Tempo zurück. In Erinnerung bleiben drei kernige Ritte nach Helgoland. «Der Fahrspaß eines RIB ist schwer zu toppen. In der offenen Nordsee mit einem durchweg sicheren Gefühl die Wellen runterbrettern, war klasse.»

Kann eine Menge ab: RIB der dänischen Marine im Einsatz
Kann eine Menge ab: RIB der dänischen Marine im Einsatz © heb@Wikimedia Commons (mail), RDN RHIB, CC BY-SA 2.5

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VG