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Seeventile wechseln
Wie Sie alte Armaturen und schlechte aus minderwertigem Messing ersetzen

Im vorigen Beitrag „Seeventile: Vorsicht Billigheimer“ wurde gezeigt, warum Armaturen aus Billigmessing gefährlich sind und wie Sie die erkennen. Hier geht es um den Wechsel zur haltbaren Ausführung, damit Sie viele Jahre Ruhe haben.
Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 30.05.2017, aktualisiert am 21.10.2024
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- Ausbau der alten Armatur
- empfehlenswertes Material und Fabrikate
- Tipps zur absehbaren Zeit, zu den Kosten, Werkzeug und Temperaturen beim Umbau
- wie Sie bündige Borddurchlässe in der Bordwand anbringen
- warum sich die DIY-Variante lohnt
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Dieser Artikel erscheint in zwei Teilen:
- Teil 1: Seeventile: Vorsicht Billigheimer
- Teil 2: Seeventile wechseln
Der Wechsel ist für den routinierten DIY-Eigner keine große Sache. Bohren Sie die alte Borddurchführung von außen mit einem großen Kegelsenker aus. Mit Glück können Sie den bei einer Werft ausleihen. Ansonsten sägen oder flexen sie ihn innen so nah wie möglich an der Bordwand ab. Sie setzen die neue Borddurchführung bei geeigneten Temperaturen mit Sikaflex ein und lassen sie trocknen. Am nächsten Tag wird die Mutter innen angezogen, werden Ventil und Schlauchtülle mit Hanf und Fermit angebracht, Ventil und Tülle ausgerichtet, der Schlauch mit doppelten Niroschellen montiert - fertig. Schön, wenn es immer so einfach wäre.
Sie benötigen Platz zum Anziehen der Mutter der Borddurchführung, auch zur Montage von Ventil und Tülle. Hat die Werft nicht an die langfristige Nutzung ihres Erzeugnisses gedacht, was bei Serienbooten leider üblich ist, sind Teile des Interieurs zu entfernen. Denn die Armaturen werden in der Produktion der Boote in der oben offenen Schale noch ohne Einbauten montiert.
Manchmal kann die neue Borddurchführung nicht am alten Platz bleiben und es muss neu gebohrt werden. Dann kommt ein Laminier- und Spachteljob mit Anschleifen, Material, geeigneten Temperaturen und Zeit hinzu. Man «verbrät» Stunden mit solchen Weiterungen rings um eine «eigentlich» einfache Sache.
Prüfen Sie beim Armaturenwechsel bald die Platzverhältnisse
Demontieren Sie die Armatur bald nach dem Auswassern des Bootes. So bleibt Ihnen bei unerwarteten Hindernissen Zeit. Sie benötigen:
- einen Winkelschleifer
- eine gescheite Lampe zum Arbeiten unter Deck
- große Rohrzange
- Eisensäge
- einen Hammer
- einen Durchschlag oder Rohrmaterial (Reste), auch Holz zum Rausklopfen der fest im Rumpf sitzenden alten Borddurchführung
- einen Atemschutz (Messing- und Glasfaserstaub ist ungesund), eine Schutzbrille
- einen Staubsauger
- gelegentlich mal einen Helfer
Ist die Borddurchführung in Ordnung und lediglich Ventil und Tülle zu wechseln, versuchen Sie zunächst, das Ventil von der Borddurchführung zu drehen. Ein Installateur hat das mal an Bord meines schwimmenden Bootes im Mittelmeer gemacht, während ich außen im Hafenwasser die flache Hand auf das Loch hielt. Er drehte innen das alte Ventil ab und montierte das neue mit Hanf und Fermit. Beim ersten Klopfen ging es los. Beim zweiten Klopfen war er fertig - und ich erleichtert. Besser geht es mit einem sogenannten Leckpropfen aus dem Bootszubehör. Das sind konische Hölzer, in es in verschiedenen, zu üblichen Borddurchführungen passenden Durchmessern gibt.
Wer handwerklich geschickt ist, wechselt die Armatur selbst
So einfach ist es leider selten: Profis entfernen die Borddurchführung von außen mit einem sogenannten Kegelsenker. Damit geht es schnell. Üblich sind Borddurchführungen mit einem dicken Rand (Bund), der außen auf der Bordwand sitzt. Wer keinen großen Kegelsenker hat oder dieses selten gebrauchte Spezialwerkzeug beim Bootsbauer nicht leihen kann: Der Bund lässt sich mit Geschick auch mit einem schräg angesetzten Winkelschleifer von außen flott entfernen. Seien Sie dabei vorsichtig, sonst beschädigen Sie die Bordwand. Es ist in wenigen Minuten gemacht.
Innen im Schiff lässt sich die Armatur per Trennscheibe ebenfalls flott abschneiden, ist jedoch eine schmutzige Geschichte, denn die „Flex“ verteilt den Messingstaub unter Deck. Es lohnt sich, das Interieur ringsum mit Folie zu schützen, da der Staub später schlecht aus den Ritzen zu bekommen ist und man ihn lange in der Nase hat. Setzen Sie die Flex dicht an der Bordwand an und schneiden Sie die Borddurchführung mit der Mutter ab. Seien Sie dabei vorsichtig und arbeiten mit Pausen. Das Metall wird heiß, benötigt Zeit zum Abkühlen.
Die Nennweite des Schlauchs orientiert
Bei der Auswahl der neuen Armatur orientiert sich die Nennweite am Schlauch. Prüfen Sie auch die Weiten von Borddurchführung und Ventil (dort steht sie drauf). Die vorhandenen Querschnitte sind bei der Plichtentwässerung oder der Seewasserversorgung der Motorkühlung einzuhalten. Sonst läuft das Wasser schlecht ab oder die Maschine wird heiß.
Erstellen Sie einen Ventilplan
Sollte es keinen Ventilplan geben, verschaffen Sie sich einen Überblick und notieren die vorhandenen Borddurchlässe, Nennweiten und das Alter/den letzten Wechsel. Das ist schnell gemacht und Sie haben Jahre später Klarheit zu diesem längst vergessenen Thema.
Seit einer Weile ändere ich Borddurchführungen, Ventile und Tüllen auf solche aus Kunststoff der neuseeländischen Marke Trudesign. Neulich habe ich die fünfte Armatur aus diesem Material eingebaut. Sie besteht aus einer Nylon-Glasfaser-Mischung und lässt sich mit Epoxidharz oder -spachtel einkleben. Wichtig ist, dass das Mischungsverhältnis von Spachtel und Härter, ebenso die Mindesttemperatur beim Mischen und Aushärten eingehalten werden.
Nach dem Aushärten des Spachtels ist sie Bestandteil des Rumpfes und als solche garantiert dicht. Nach etwa zehn Stunden kann der Spachtel zur Bordwand bündig geschliffen werden.
Der Epoxidspachtel gleicht Ungenauigkeiten beim Weiten der Bohrung mit einem Raspel und Anbringen der Senkung bestens aus. Das ist bei der versenkten Ausführung interessant, wo der Bund widerstandsarm in die Außenhaut eingelassen ist, statt außen bremsend auf der Bordwand sitzt. Wennschon, dennschon. Mit bündigen Borddurchführungen lässt sich das ebene Unterwasserschiff alljährlich flott schleifen und mit Antifouling malen.
Mit Epoxidspachtel wird der Kunststoff Borddurchlass Teil des Rumpfes
Das Material ist korrosionsfrei, die Armatur ist schick und dank des Hebels mit eindeutiger Offen/Zu Stellung fehlbedienungssicher. Allerdings sind sie größer und deutlich teurer als Metallarmaturen. Beim Aluminiumboot (Thema Elektrolyse) ist diese Variante unverzichtbar. Ich würde sie auf keinen Fall mit üblicher Sikaflex-Dichtmasse einbauen, wie ich es neulich bei einem Blauwasser-Experten auf YouTube sah. Das ist Murks, weil sich die Kunststoffmutter der Borddurchführung nicht so fest wie bei der Metallausführung anziehen lässt. Die Gefahr, dass die Borddurchführung beim Anbringen oder Betätigen des Ventils später mitdreht und der ganze Spaß unterwegs undicht wird, ist groß. Ist die Borddurchführung eingeklebt und Bestandteil des Rumpfes, passiert das nicht.
Zwar macht es etwas Mühe, die angesenkte Bohrung mit dem Halbrundraspel oder einem Deltaschleifer mit 40er-Papier in der Bordwand anzubringen. Doch ist es in ein bis zwei Stunden gemacht.
Dabei gehen Sie am besten folgt vor: Loch der Borddurchführung mit einem sogenannten Lochsägebohrer (gibt es in verschiedenen Größen im gut sortierten Baumarkt) anbringen, soweit nicht die vorhandene beibehalten wird. Im Zweifel bohren Sie ein kleineres Loch. Der Durchmesser lässt sich mit dem Halbrundraspel flott im Laminat vergrößern. Sie setzen die Borddurchführung ein, zeichnen den äußeren Rand des Bunds mit Bleistift auf der Bordwand an. Dann bringen Sie die Schräge zunächst mit dem Halbrundraspel, danach mit der Spitze des Deltaschleifers, mit grobem 40er-Papier an. Das Papier muss oft gewechselt werden.
Sicherheitshalber raue ich die Bordwandinnenseite mit dem Deltaschleifer an und verstärke die Umgebung mit einigen Lagen Glasfasergewebe und Epoxidharz. Nach dem Aushärten des Laminats wird das nachträglich angebrachte Pflaster von außen passend gebohrt und die Borddurchführung mit Epoxidspachtel montiert. Beidseitiger Auftrag der Spachtelmasse auf der Schräge in der Bordwand, unter dem Bund der Borddurchführung und am Übergang vom Bund zum Gewinde stellt sicher, dass die Armatur ringsum komplett im Spachtel sitzt. Da muss man sich um die Dichtigkeit keine Gedanken machen. Dank der Zähigkeit des Spachtels kann der Job allein gemacht werden. Latexhandschuhe sind beim Handtieren mit der Spachtelmasse praktisch.
Stecken Sie die Borddurchführung von außen ins Schiff und ziehen Sie die Mutter innen zunächst handwarm an. Danach wird die heraus gedrückte Spachtelmasse am Übergang vom Bund zur Bordwand glatt gezogen. Je nach Geschick braucht es weitere Arbeitsgänge zum Beischleifen des überschüssigen Spachtels und Glätten der letzten Unebenheiten. Abschließend wird alles mit dem Exzenterschleifer mit 80er, 100er bis 120er-Körnung an die Bordwand bei geschliffen.
Das Schließen des alten Lochs in der Bordwand ist keine große Sache. Rauen Sie die Umgebung innen mit dem Deltaschleifer und schließen Sie sie mit einigen Lagen kreuzweise angebrachtem Gewebetape. Beim Auftragen des Epoxidspachtels sollte ein Helfer von innen mit der Hand gegenhalten, damit das Tape beim Spachteln des Lochs am Platz bleibt. Eine außen dicke, innen dünnere Bohrung stellt sicher, dass der Pfropfen aus Epoxydharz auch bei gewissem Druck hält. Nach dem Aushärten des Spachtels ziehen Sie das Tape ab. Wahrscheinlich ist es überflüssig, die Stelle innen auf der Bordwand mit einigen Lagen Glasfasergewebe und Epoxidharz zu sichern, aber es beruhigt bei einem 47 mm Loch einer 1 1⁄2 Zoll Borddurchführung.
Mit geschickter Einteilung der Spachtel- und Laminierjobs sparen Sie Zeit zur Arbeitsvorbereitung und natürlich Material, zumal immer mehr Spachtelmasse und Harz-Härtermischung vorbereitet wird, als tatsächlich gebraucht wird. Die Reste wandern nach jedem Arbeitsgang in den Müll.
Empfehlenswert
- Kunststoffarmaturen aus korrosionsfreiem Nylon von Trudesign
- ein kompetenter Yachtausrüster wie SVB, aber auch hier im Internet/Katalog genau hinzuschauen
- sogenannter DZR-Messing mit geringem Zinkanteil (max. 15 %)
- die langlebige Bronzelegierung CB491K (Rotguss mit hohem Kupfergehalt)
- eine komplette Nirosta-Armatur
Zur Montage im Kunststoffboot (Massivlaminat)
- halbrund Raspel zum Anpassen des Gfk-Laminats bei der bündigen Variante
- Deltaschleifer mit 40er-Papier bei bündiger Variante
- Schraubenschlüssel/große Rohrzange zum Anziehen der Mutter der Borddurchführung
- Glasfasergelege, Epoxidharz und -härter zum Verstärken der Bordwand innen um die Borddurchführung
- Einmal Handschuhe aus Latex
- Sikaflex zum Eindichten der Borddurchführung aus Metall
- Epoxidspachtel zum Einkleben der Borddurchführung in der Kunststoff-Variante
- Exzenterschleifer (Körnung 80 - 120) mit Absaugung, Atemschutzmaske
Der Einbau ist mit geeignetem Werkzeug und Dichtmitteln in zwei bis drei Tagen, mit den nötigen Pausen zum Aushärten des Laminats und Spachtels zwischen den beschriebenen Arbeitsgängen gemacht. Die Borddurchführung wird mit Sikaflex oder Epoxidspachtel eingesetzt. Bei der Verarbeitung sind Mindesttemperaturen von 10 - 15 Grad. Es lohnt mehrere Armaturen in einem Aufwasch zu wechseln, wenn man die Sache verstanden hat und die Arbeit flott von der Hand geht. Zunächst in einem Rutsch die fraglichen Armaturen ausbauen, danach die Bohr-, Raspel- und Laminierjobs. Dann die Montage mit Einsetzen der Borddurchlässe in Epoxidspachtel.
Abschließend werden die Gewinde entweder mit Hanf und Fermit oder Teflonband abgedichtet. Bei der Gelegenheit wechseln Sie die Schläuche und Schlauchschellen gleich mit. So haben Sie die nächsten Jahrzehnte bei diesem Thema Ruhe. Korrosion gibt es bei Nylonarmaturen nicht.
Alle genannten Produkte/Werkzeuge wurden regulär vom Autor bezahlt.
DIY oder machen lassen?
Die DIY-Variante rechnet sich mit handwerklichem Geschick, der erforderlichen Zeit und wenn das nötige Werkzeug vorhanden oder von Freunden zu leihen ist. Haben Sie weder Lust noch Zeit dazu, lassen Sie die Armatur vom Bootsbauer Ihres Vertrauens prüfen und ersetzen. Der Wechsel einer normal zugänglichen Armatur kostet je nach Material 240 bis 400 € (Preise Stand 2015). Das ist im Vergleich zur DIY-Variante kostspielig und Sie wissen nicht, ob es gut gemacht ist.
Wann machen?
Die beste Gelegenheit für den Umbau ist gleich nach dem Auswassern des Bootes im Herbst, wenn es noch warm und trocken ist, es keinen Termindruck gibt oder andere dringende Arbeiten an Bord anstehen. Nehmen Sie das Boot dazu einige Tage früher als üblich bei gutem Wetter und Temperaturen deutlich über 10° raus und fangen Sie gleich damit an. Die üblichen Arbeiten zum Einwintern des Bootes können erledigt werden, während der Spachtel aushärtet.
Wie lange dauert es?
Der Ausbau ist vom handwerklich versierten Eigner schnell, etwa in einer Stunde, gemacht. Das Anpassen der vorhandenen Bohrung (Raspel) und Anbringen der Senkung (Deltaschleifer) dauert etwa 1 1⁄2 Stunden. Spachteln und Montage der Borddurchführung etwa eine halbe Stunde. Epoxidspachtel härtet etwa 10 Stunden, bis er schleifbar ist. Je nach Geschick beim Spachteln braucht es drei Durchgänge (Spachteln und Schleifen), bis die bündige Borddurchführung nahtlos in der Außenhaut sitzt und gestrichen werden kann. Der Spachtel wird mit einem Baumarkt üblichen Exzenterschleifer mit 60er - 120er-Körnung geschliffen. Werden die wesentlichen Schritte zügig gemacht und flott gespachtelt, dauert es vom Ausbau der alten Armatur bis zum Beischleifen der eingespachtelten Borddurchführung im Rumpf etwa zwei Tage, in denen natürlich Zeit für andere Jobs an Bord bleibt.
Machen Sie einen Bogen um Armaturen
- aus üblichem Baumarktmessing für Frischwasserinstallationen
- aus sogenanntem «Automatenmessing» M58, MS588, CW617N, vernickeltem CR-Messing oder sogenanntem «Sondermessing»
- aus verschiedenen Metallen (Elektrolyse)
- mit Handrädern mit unklarer offen/zu Stellung
- mit beschichteten oder gestrichenen, bald rostenden Stahlhebeln