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Praxis13 min Lesezeit

Bootspolitur - gewusst wie

Wie Sie zu glänzenden Ergebnissen kommen

Bootspolitur - gewusst wie
Auf ebenem Boden in bequemer Arbeitshöhe aufgebockt lässt sich jedes Boot gut polieren

Der Vorteil eines Bootes aus pflegeleichtem Kunststoff ist sein unschlagbarer Nutzwert. Ab und zu mal putzen reicht. Einen glänzenden Eindruck erzielt, wer es gelegentlich poliert. Hier die Anleitung, wie Sie zügig zu einem tollen Finish kommen.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 11.08.2021

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Tipps zum Konservieren eines werftneuen Bootes
  • wie altes, vernachlässigtes und kreidiges Gelcoat wieder glänzt
  • welche Vorbereitung und Chemie zu guten Ergebnissen führt
  • warum "viel hilft viel" hier leider schlecht ist
  • empfehlenswerte Maschinen, Zubehör und Chemie
  • drei konkrete Pflegeanleitungen für das neue Boot, ein gepflegtes und ein altes/vernachlässigtes Gebrauchtboot mit kreidigem Gelcoat
  • selber machen oder polieren lassen?
  • Kosten der DIY-Variante und Profipolitur

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erste Schritte

  • wenn Sie noch nie poliert haben, probieren Sie es erst mal von Hand
  • weichen Lappen nehmen. Ein altes Handtuch in 30 x 30 cm Stücke zerschneiden. Praktisch sind auch Bodenwischtücher/Aufnehmer aus dem Supermarkt. Die Tücher werden nach Gebrauch in die Waschmaschine gesteckt und öfter verwendet
  • arbeiten Sie mit Einmalhandschuhen. Die Chemie ist schädlich für die Haut und Sie behalten den speziellen Geruch stundenlang an den Fingern. Von der ungeschützten Arbeit mit Polierpaste haben Sie mit stumpfer Haut an den Fingerkuppen etwa eine Woche
  • verschiedene Flächen mit und ohne Schleifpaste einreiben. Die Ergebnisse vergleichen. Der Substanz zuliebe im Zweifel die schleifmittelhaltige Paste weglassen

Abgesehen von den Kosten ist der Gelcoat-Abtrag schleifmittelhaltiger Politur der Grund, warum ich mein Boot nicht polieren lasse: Profis entscheiden sich für reichlich Abrieb, um rasch fertig zu werden. Wieviel Gelcoat im Lauf der Jahre noch bleibt, ist halt Sache des Eigners.

Aufpolieren oder gleich die professionelle Neulackierung?

Nach meiner Beobachtung wird bei gebrauchten Gfk-Booten meist voreilig über die sehr teure Spritzlackierung nachgedacht. Zwar sieht ein glänzend im neuen Lack stehendes Boot deutlich besser aus, als ein aufpoliertes Schiff. Die Kosten einer professionellen Lackierung im Verhältnis zum Gesamtwert des Bootes und die Kratzempfindlichkeit sprechen meines Erachtens meist dagegen. Einmal ungeschickt zum Liegeplatz gefahren und die Freude am naheliegenden und entsprechend gern vorgenommenen Farbwechsel von weiß zur noblen dunklen Farbe ist hin, weil man den Kratzer leider deutlich sieht.

Wie in vielen Häfen zu sehen, kann man ein Motor- oder Segelboot aus pflegeleichtem Gfk einfach lassen, wie es ist. Viele Boote, ganz gleich ob Jolle oder Yacht, werden selten oder nicht poliert. Beruflich und privat ausgelastete Eigner legen mit ihrem Boot in der kostbaren Freizeit lieber ab. Ihnen ist es wichtiger, die schönen Stunden mit der Familie oder Freunden an Bord zu genießen.

Maschinenpolitur = gutes Ergebnis in 1/3 der Zeit

Liegt das Boot am fernen Liegeplatz, bleibt gerade mal Zeit zur nötigen Instandhaltung, für die Technik, putzen, Proviant kaufen und Tanken. Am Mittelmeer, in England oder Skandinavien, wo auch die Nautik gelassener als im vergleichsweise pingeligen Deutschland, in Österreich oder der Schweiz betrieben wird, spielt die Bootspflege eine untergeordnete Rolle. Man nimmt sich mehr Zeit zum Leben und Genießen. Mattes Gelcoat wird übersehen.

Ich habe jahrelang von Hand poliert. Es war viel Arbeit für ein akzeptables statt überzeugendes Ergebnis, mit Schlieren über der Wasserlinie
Ich habe jahrelang von Hand poliert. Es war viel Arbeit für ein akzeptables statt überzeugendes Ergebnis, mit Schlieren über der Wasserlinie © Swedesail

Dabei sieht ein poliertes Boot Welten besser aus. Bereits etwas Reinigungspaste, mit einem Lappen aufgetragen und von Hand auf dem Gelcoat verrieben, wirkt Wunder. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, geht es nach langjähriger Vernachlässigung langsam voran, wird aber gut. Gerade an Deck und den Aufbauten, wo es viele kleine Flächen rings um die Fenster, Skylights, Lukendeckel, Rundungen, Ecken und Beschläge gibt. Zügiger geht es entlang der Bordwand des an Land aufgebockten Schiffs. Ich habe das jahrelang von Hand gemacht. Aus Gewohnheit, und weil ich keine Lust hatte, mich auch noch in dieses Thema reinzudenken. Auch scheute ich die Kosten für eine Poliermaschine. Es gibt wichtigere Themen im Leben und an Bord.

Gelcoat ist 0,4 bis 0,8 mm dünn. Vorsicht mit schleifmittelhaltiger Politur

Hartnäckig verdreckte Stellen, Abrieb von dunklen Sohlen, Fendern oder Reifen längs der Kaimauer, von den Gurten des Travellifts, unvermeidliche Steifen zu dicht passierter Heckpfähle beim An- und Ablegen lassen sich mit einem sogenannten Rubbing rasch beseitigen. Das ist eine Politur, die etwas Schleifpaste enthält. Ich habe immer eine Flasche davon an Bord. Aber Vorsicht. Die Schichtstärke von Gelcoat liegt zwischen 0,4 und 0,8 mm. Werden die gleichen Stellen damit regelmäßig bearbeitet, wird das Gelcoat im Laufe der Zeit dünn. Irgendwann zeigt sich das dahinterliegende Laminat. Ansonsten tut es eine Flasche Autopolitur (silikon- oder teflonhaltiges Wachs), wie im Baumarkt oder an der Tankstelle zu bekommen.

Übliche Autopolitur aus dem Baumarkt und eine mit Schleifmittel
Übliche Autopolitur aus dem Baumarkt und eine mit Schleifmittel © Swedesail

Es gibt unzählige verschiedene Polituren und Bootseigner, die auf spezielle Produkte und angebliche Wundermittel schwören. Wer Spaß an einem glänzenden Boot hat und etwas für die Kosmetik seines Bootes tun möchte, nimmt sich etwas Zeit und kommt mit vertretbarem Aufwand flott zu Potte. Profis lehnen übliche silikonhaltige Autopolituren ab, weil Silikon bei einer eventuellen späteren Lackierung des Bootes schlecht zu entfernen ist. Kann man so sehen. Ich finde das übertrieben. Meine Devise:

Den Schlitten ab und zu polieren, das Zeug wegpacken. Ablegen!

Zugunsten guter Ergebnisse sollten die Reste alter Bootswachse eh alle paar Jahre mit einem Spezialreiniger entfernt werden. Die Jolle, ein kleines bis mittelgroßes Boot ist von Hand halbwegs flott poliert. Wenn man das Boot lange hat, lohnt bei großen Flächen eine Poliermaschine. Es gibt zwei Systeme, die Rotationsmaschine, wo sich der Polierteller um eine starre Achse dreht und solche mit einem Exzenter. Die Rotationsmaschine ist leichter und günstiger. Sie bringt jedoch nur eine kleinere Fläche zum Glänzen. Polierfetischisten meinen, dass man sich damit eher ein sogenanntes Hologramm auf die Bordwand bohnert. Hinzu kommt die Hitzeentwicklung der Rotationsmaschine, die das Gelcoat bei unaufmerksamer Handhabung beschädigt.

Vorbereitung gleich nach dem Auswassern des Bootes

Der Rumpf sollte über der Wasserlinie mit Oxalsäure behandelt sein. Beispielsweise dem Produkt "Antigilb" von Yachticon, oder was der Bootsausrüster bzw. die Bootsabteilung des Baumarkts hat. Man macht das gleich nach dem Auswassern des Bootes am Kranplatz. Das Mittel etwa eine halbe Stunde auf der Bordwand einwirken lassen und es beim Abkärchern des Unterwasserschiffes "in einem Aufwasch" entfernen. Es ist mühsam, das im Frühjahr am Stellplatz zu machen. Auch lohnt es, die gesamte Bordwand ab und zu bis hinauf zum Deck mit Oxalsäure zu behandeln. Sogar der übliche dunkle Schleier rings um den Aufpuff geht damit flott weg. Versierte Eigner erledigen solche Kosmetik wie auch das Antifouling malen schon im Herbst. Sie stellen ihr Boot poliert und untenherum fertig gestrichen ins Winterlager. So ist es im Frühling kosmetisch startklar und die Liste verbleibender Bootsjobs schön kurz.

Rupes BigFoot: großes Geschütz, für manche Politur zu hohe Drehzahl und leider teuer
Rupes BigFoot: großes Geschütz, für manche Politur zu hohe Drehzahl und leider teuer © Swedesail

Vergeblich versuchte ich zur Auswahl der Maschine im Internet Orientierung zu bekommen. Nach drei supernerdigen Filmen, wo die Kühlerhauben von Autos mit unfassbarer Akribie poliert wurden und Beiträgen mit unerträglichem Produkt-Placement, rief ich entnervt einen befreundeten Bootsbauer an. Er riet mir zur Rupes BigFoot, einer Profimaschine. Ich rechtfertige den Kauf teuren Werkzeugs damit, dass die Arbeit gut wird, flott erledigt ist und ich es lange nutze.

Diese Maschine mit exzentrisch bewegter Polierscheibe bewegt sich zusätzlich zur Drehung seitwärts, was bessere Ergebnisse bringt. Sie ist jedoch schwerer und deutlich teurer. Auf den ersten Blick spielt das Gewicht keine Rolle. Wenn man jedoch einige Stunden damit arbeitet, schon. Der Polierschwamm wird wie die Schleifscheibe beim Exzenterschleifer mit einem Klettsystem auf den Teller gedrückt. Es gibt von grob bis fein abgestuft Schwämme in verschiedenen Farben, bei der Rupes BigFoot beispielsweise von Grün und Blau über Gelb bis Weiß (genannte Abstufungen von grob bis fein). Andere Hersteller haben andere Farbzuordnungen.

Links eine schleifmittelhaltige Paste zur Gelcoataufbereitung und zwei Polituren zur Versiegelung mit Carnaubawachs
Links eine schleifmittelhaltige Paste zur Gelcoataufbereitung und zwei Polituren zur Versiegelung mit Carnaubawachs © Swedesail

Im Frühjahr 21 möbelte ich die Bordwand meines 16 m langen Bootes damit an einem Tag mit Welten besserem Ergebnis auf, als mit dreitägiger Handarbeit die Jahre zuvor. Welche Drehzahl, welchen Polierschwamm, welche Paste und wie viel Druck braucht es im ersten Arbeitsgang, wenn mattes Gelcoat bearbeitet wird? Die Anleitung zur teuren Rupes BigFoot gibt dazu leider nichts her. Ich finde es unglaublich, dass ein führender Hersteller wie Rupes seine Maschinen ohne Polieranleitung liefert. Es wird nicht erklärt, wann mit welchem Polierschwamm, welcher Drehzahl, welchem Anpressdruck und welcher Politur zu arbeiten ist. Wie kann man seine Kunden derart im Regen stehen lassen?

Ich habe daher die Spezialisten von Vosschemie und Yachticon gefragt. Es geht um drei Arbeitsschritte. Erstens die Vorreinigung des Gelcoat, ggf. auch das Entfernen alter Bootswachse. Zweitens die Oberflächenaufbereitung = Politur und drittens die abschließende Versiegelung mit einem Bootswachs. Wer das einmal für mehrere Jahre richtig macht, arbeitet sich mehrmals ums gesamte Schiff.

Andreas Woyda von Vosschemie rät "bei ausgekreideten und matten Oberflächen zu Refinish One von Yachtcare. Diese Schleif- und Polierpaste verändert ihre Rauhigkeit beim Schleifen von selbst von einer 600er auf eine 1.200er-Körnung. Dabei wird die Maschine zunächst erst mal leicht an die Bordwand gedrückt, bis man Übung mit der Handhabung hat. Dann mit mehr Druck arbeiten. Die ideale Umdrehungszahl liegt bei 1300–1400 U/Min., höchstens jedoch 1.600 U/Min. Bei einer schnelleren Umdrehung besteht die Gefahr, dass das Gelcoat durch eine Überhitzung „verbrannt“ wird." Da die erwähnte Rupes Bigfoot einen Drehzahlbereich von 2 bis 5 Tausend U/Min hat, kommt sie für diese Schleifpaste streng genommen nicht in Frage. Ebendiese Maschine wird aber von praktisch jedem Anbieter von Bootspflegemitteln, auch von Vosschemie, angeboten. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

Polierschwämme gibt es in verschiedenen Härtegraden
Polierschwämme gibt es in verschiedenen Härtegraden © Swedesail

Ergiebiger waren nach beharrlichen Fragen die Auskünfte von Dirk Milaschweski von Yachticon. Zunächst einmal sollte man sich klar machen, dass es im Prinzip drei übliche "Standard-Pflegefälle" gibt. Erstens die Konservierung eines werftneuen Bootes, zweitens die Politur eines gepflegten, sprich regelmäßig polierten Gebrauchtbootes, drittens die Aufarbeitung eines älteren Bootes mit vernachlässigtem/ausgekreidetem Gelcoat.

1. neues Boot

Hier geht es um die Konservierung werftneuer Gelcoat-Oberflächen. Zwar kann man es auch lassen und die ersten Jahre damit herumfahren, ohne dass das Boot Schaden nimmt. Besser ist es, das Gelcoat von vornherein gegenüber UV-Strahlung, vor Salz, Schmutz, Diesel oder rings um den Auspuff vor Ruß zu schützen.

Dazu werden zunächst die Reste des werftseitig verwendeten Trennmittels beim Laminieren und Entformen des Bootes komplett vom Gelcoat entfernt. Das geschieht beispielsweise mit dem Gfk-Superreiniger von Yachticon. Im zweiten Arbeitsgang werden eventuelle Silikon- und Wachsreste einer werft- oder händlerseitigen Politur mit der entsprechenden Chemie beseitigt. Nach diesen beiden vorbereitenden Arbeitsschritten wird das Gelcoat mit Bootswachs als Schmutzabweiser und UV-Schutz versiegelt, beispielsweise dem Premium Hard Wax von Yachticon.

Das Wachs wird mit einem Baumwolllappen auf eine überschau- und handhabbare Fläche von einem Quadratmeter aufgetragen. Zugunsten einer gleichmäßigen Politur nicht zu viel Bootswachs auf einmal nehmen. Einen Moment warten, bis es ablüftet. Der Unterschied zwischen einer frisch eingeriebenen Fläche und einer, wo schon poliert werden kann, verrät die milchige Schicht.

Jetzt wird das Wachs abschließend mit einem sauberen Lappen oder einer Poliermaschine mit Fellaufsatz in eine glänzend glatte Oberfläche verwandelt. Ausgezeichnete Ergebnisse erzielt man nach meiner Erfahrung bei kleinen Flächen an Deck, den Aufbauten, Süll und Plicht mit Polierwatte aus dem Autozubehör/Baumarkt. Bei der Bordwand ist Handarbeit zeitaufwändig. Hier lohnt auf Dauer eine Maschine, wie eine einfache Poliermaschine mit großem 24 cm Polierteller und Fellaufsatz, beispielsweise die günstigen Einhell CC-Po 90 oder etwas Ähnliches aus dem Baumarkt, dem Auto- oder Caravan-Zubehör.

Keine Wachse mischen

2. gepflegtes Gebrauchtboot

Beim Gebrauchtboot, dessen Gelcoat regelmäßig gepflegt wurde, sollte einmal je Saison wie oben beschrieben neues Bootswachs aufgetragen und poliert werden. Fragen Sie beim Kauf des Gebrauchtbootes, welche Maschinen, Pasten und Polituren genommen wurden. Idealerweise bekommen Sie die Geräte und Bootspflegemittel bei Übernahme des Bootes komplett mit dazu. Das erspart Ihnen einige Fragezeichen, Lauferei und Geld.

Berücksichtigen Sie bei der Bootspflege das Revier: In südlichen Gewässern mit hoher UV-Strahlung werden Gelcoat und Politur viel mehr beansprucht, als bei einem Ostseeschiff, das die Hälfte des Jahres in der Halle eines Winterlagers steht. Im Mittelmeer oder der Karibik sollte zweimal jährlich poliert werden. Zugunsten des Finishs sind alle Wachsschichten alle 3 bis 4 Jahre mit einem speziellen Silikon- und Wachsentferner zu beseitigen. Milaschewski zufolge "gibt es immer Bereiche, wo sich durch mehrfaches Wachsen ein zu hoher Schichtaufbau ergibt. Wichtig ist auch, dass innerhalb einer Saison keine Bootswachse verschiedener Hersteller gemischt werden. Stimmt die Chemie nicht, verschmiert die Politur, es gibt keinen Glanz oder das zuletzt verwendete Wachs wird als schlecht empfunden." Daher beim zuvor verwendeten Bootswachs bleiben.

3. Gebrauchtboot mit ausgekreidetem Gelcoat

Die Oberfläche ist alt und matt. Das Boot wurde vor langer Zeit oder vielleicht auch nie poliert. Hier geht es um eine Aufbereitung der Oberfläche, die sich mit dem richtigen Werkzeug, etwas Geschick und Ausdauer lohnt. Der Aufwand zahlt sich beim wenig polierten Boot besonders aus, weil ein minimaler Abtrag des Gelcoat angenommen werden kann.

Schritte 1 und 2: Vorbereitend wird die durch Verwitterung wie UV-Strahlung oder mechanische Abnutzung (kleine Kratzer) angegriffene Oberfläche per Nassschliff mit einem Schleifschaum mit 2.000er-Körnung zunächst mattiert. Das geschieht beispielsweise mit einem üblichen Exzenterschleifer (Baumarkt) und dazu passend einem sogenannten X-Cut Schleiffoam verschiedener Hersteller.

Dieses Schleifmittel aus Aluminiumoxid auf einem Schaumstoffträger (Klettscheibe) gibt es in verschiedenen Körnungen von 1.500 über 2 bis 3 Tausend. Dieser Arbeitsgang spart einige Polierarbeiten und Zeit.

Nachmittags und gegen Abend erzielt man die besten Ergebnisse
Nachmittags und gegen Abend erzielt man die besten Ergebnisse © Swedesail

Milaschewski rät: "Wichtig ist dabei, die Maschine ohne Druck und zügig über das Gelcoat zu führen. Die Oberfläche soll matt werden, mehr nicht. Tipp: Wird das Schleifmittel mit üblichem Glasreiniger feucht gehalten, reinigt es zugleich. Dank Schaumbildung bleibt die Feuchtigkeit länger im Pad. Danach wird in einem zweiten Arbeitsgang die Oberfläche mit Wasser von Schleifresten gereinigt."
Die Maschine ist dabei vorsichtig zu handhaben. Gelcoat ist gerade auf exponierten Bereichen wie Rundungen dünner als auf planen Flächen.

Schritt 3: Die Oberfläche wird mit einer Poliermaschine (beispielsweise der Rupes Exzenter Poliermaschine LHR 75E) und Polierpaste wie XC 1 Marine von Rupes bearbeitet. Diese Maschine mit kleinem 75 mm Polierteller ist ideal für Detailarbeit, kleine Flächen oder Rundungen.

Die Paste enthält ein Schleifkorn, das sich durch Polieren gegen null hin reduziert. Mit grobem, blauem oder grünem Schwamm arbeiten. Drehzahl der Maschine im oberen Bereich, da durch den Exzenter und die 1 m² Arbeitsfläche und die waagrechte und senkrechte Bewegung über die gesamte Fläche kaum Wärme entsteht.

Schritt 4: Abschließend wird die Oberfläche mit einer Poliermaschine, beispielsweise der Rupes Bigfoot LH19, und einem Polierpad aus Wolle und Polierpaste, wie der genannten XC 1 Marine, bearbeitet.

Dabei Vorsicht: Bei rotativen Poliermaschinen der erwähnten, mit geringer Drehzahl beginnen, den Polierteller nur zu einem Viertel aufsetzen. Vollflächiges Aufsetzen erzeugt Wärme und ergibt Hologramme. Immer nur eine Fläche von etwa einem Quadratmeter mit waagrechter und senkrechter Bewegung bearbeiten. Der Poliervorgang ist fertig, wenn es eine glänzende Oberfläche gibt.

Schritt 5: Etwaige Polierreste mit einem trockenen Tuch abwischen.

Schritt 6: Die Oberfläche wird nun wie beim neuen Boot mit Bootswachs eingerieben und mit der Maschine auf Hochglanz gebracht.

Wissenswert

  • die Schichtstärke des Gelcoat lässt sich vom Profi mit einem speziellen Gerät messen
  • altes Gelcoat vergilbt eher als neues
  • Vorsicht bei der Politur an Deck. Ein glänzendes Kajütdach sieht zwar gut aus, wird aber spiegelglatt. Das Reffen oder Zusammenlegen des Großsegels auf dem Aufbau kleiner bis mittelgroßer Segelboote wird dadurch gefährlich

weitere Tipps

Zur Politur der Bordwand braucht man einen guten, sichern Stand und Kraft. Muckies, Ausdauer und auch ein gewisses Körpergewicht, wie es Skipper oft haben, hilft. Das Gestell, von dem aus die Bordwand poliert wird, muss stabil, die Standfläche sollte lang und breit sein. Idealerweise hat es seitlich und an der Rückseite ein Geländer. Mit einer Klappleiter oder dem Hocker/Tritt von zuhause wird die Sache mühsam.


Der Lohn der Fron: ein poliertes Schiff
Der Lohn der Fron: ein poliertes Schiff © Swedesail

Wichtig sind die Lichtverhältnisse. Ich habe im Frühjahr immer nachmittags in die Abendstunden hinein poliert. Abgesehen davon, dass man wegen schnell trockender Politur nie in der prallen Sonne arbeiten soll, erkennt man nur in angenehm weichem Licht überhaupt die Unterschiede zwischen matten oder scheckigen Flächen und glänzenden Abschnitten. Immer nur begrenzte, höchstens einen Meter breite Flächen bearbeiten, am besten von oben nach unten.

Flott zu guten Ergebnissen kommt, wer mit viel Abrieb (grober Schwamm, schleifmittelhaltige Paste und Druck) poliert. Allerdings ist die Deckschicht des Celcoat wie erwähnt dünn. Die tatsächlich vorhandene Schichtstärke ist von Bootsmarke zu Marke unterschiedlich und auch von der damaligen Tagesform des Laminierers abhängig. Wurde das Boot vorher regelmäßig oder achtlos mit viel Abtrag poliert, ist das Gelcoat irgendwann dünn. Man sieht beim Polieren eines älteren Bootes, wo das Glasfaserlaminat durchscheint. Dann steht die teure Lackierung des gesamten Rumpfes an.

Versierte Eigner möbeln das Gelcoat einmal gründlich auf, wobei die verwitterte äußerste Schicht wie beschrieben mit einem Feinschliff bearbeitet wird. Danach wird nur noch mit Wachs versiegelt und das Bootswachs gelegentlich komplett ersetzt. Ein erträglicher Aufwand.

Nach der ersten Maschinenpolitur im April 21 sah es schon anders aus
Nach der ersten Maschinenpolitur im April 21 sah es schon anders aus © Swedesail

Tipps

  • erkundigen Sie sich beim Kauf eines gebrauchten Gfk-Bootes mit Gelcoat-Außenhaut, ob und wie oft es poliert wurde
  • je nach Pflegezustand kann, muss es jedoch nicht die Profi-Exzenter-Maschine sein. Eine leichte, handliche und vermutlich auch haltbare Rotationsmaschine gibt es für etwa 125 €
  • angesichts der Kosten der Poliermaschine kommt für den Eigner nur eine Maschine in Frage: Abhängig vom Boot entscheiden Sie sich für eine Maschine mit kleinem Polierteller für Bordwand und Flächen an Deck, oder eine mit großem Polierteller und Handarbeit für die Decksflächen
  • Vorsicht bei der Auswahl: die erwähnte Rupes BigFoot wird mit Koffer und Schnickschnack unnötig teuer angeboten. Hier lohnt die Suche im Internet.
  • die Polierschwämme reichen für viele Polituren. Sie lassen sich auswaschen (dabei auf Waschmittel verzichten)
  • nehmen Sie sich Zeit, um mit der Maschine und Verbrauchsmaterialien vertraut zu werden
  • achten Sie gerade bei langsamer Drehzahl und großem Anpressdruck auf eine sichere Standfläche: fahrbares Gestell mit Geländer oder rings ums Schiff verlegte Bohlen
  • zur Politur des Bootes braucht es gutes Licht, Platz und einen ebenen Untergrund für das fahrbare Gestell
  • nur bei Temperaturen über 10 °C und nicht in der prallen Sonne polieren

Befassen Sie sich als Eigner eines Gebrauchtbootes erst dann mit der Politur, wenn alle sicherheitsrelevanten und technischen Jobs an Bord gemacht sind. Ansehnlich glänzendes Gelcoat ist schön, letztlich jedoch Kosmetik.

Ein poliertes Kajütdach ist schön, aber glatt
Ein poliertes Kajütdach ist schön, aber glatt © Swedesail

Hinweis: Die genannten Produkte wurden vom Autor regulär bezahlt. Es gibt keinerlei Gegengeschäft für die lediglich beispielhafte Erwähnung der Erzeugnisse/Marken. Nur ein Teil der genannten Produkte wurde ausprobiert.

Chemie

  • Fensterreiniger Supermarkt
  • 1/2 l Gfk Superreiniger Yachticon 13 €
  • 1/4 l Silikon- und Wachsentferner Liquimoly 5 €. Alternativ 1/2 l Yachticon 13 €
  • 1/2 l Premium Polish Teflon Politur Yachticon 21,50 €
  • 1 l Rupes XC1 all in One Politur 56 €
  • 1 l Premium Hard Wax 1000 mit Teflon Yachticon 27 €
  • drei Tuben 300 ml Refinish One Yachtcare 39 € (zwei für die Aufarbeitung von circa 40 qm Bordwand verbraucht)
  • Carnaubahaltiges Bootswachs 300 gr Dose, circa 20 €

Maschinen

  • Rupes BigFoot LHR 15ES Exzenterpoliermaschine 125 mm Polierteller via Internet 285 €
  • Rupes X-CUT Schleiffoam Schleifscheiben zum Gelcoat-Naßschliff ab 4 €
  • vier Sets Polierschwämme (Blau, Grün, Gelb und Weiß) für 130 - 150 mm Polierteller 151 €
  • Rupes LHR75E Mini Exzenter Poliermaschine STD mit 75 mm Polierteller
  • Einhell CC-PO 90 Exzenterpoliermaschine mit 24 cm Polierteller circa 25 €

Politur von circa 40 qm Bordwand vom Profi

circa 1.750 € pro Saison

Weiterführende Links

VG