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Was kostet ein Motorbootführerschein?

Voraussetzungen und Geltungsbereich dieses Führerscheins in verschiedenen Revieren

Was kostet ein Motorbootführerschein?
Seit Januar 2018 gibt es den Sportbootführerschein im praktischen Scheckkartenformat © gemeinfrei

Jeder, der in Deutschland ein Motorboot mit mehr als 15 PS (11,03 kW) zu Freizeitzwecken fährt, braucht dazu einen Führerschein, den sogenannten Sportbootführerschein. Dabei wird unterschieden, ob man auf Binnengewässern oder in küstennahen Gewässern und auf See unterwegs ist.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 26.02.2020, aktualisiert am 30.06.2023

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • welcher Führerschein für welche Gewässer nötig ist
  • was welcher Führerschein kostet
  • den Binnen- und Küstenschein in einem Aufwasch machen?
  • Sonderregelungen für den Bodensee und den Rhein
  • Wissenswertes zum sogenannten "Ferienpatent" am Bodensee

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Die Materie ist so vielschichtig, kompliziert und schwer verständlich, weil die Vorschriften von Gesetzen abhängig sind. Hier eine Bresche durchs Dickicht der Paragrafen und Verordnungen:

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Sind Sie in Deutschland ausschließlich auf Binnengewässern unterwegs, langt der Sportbootführerschein Binnen. Er berechtigt zum Fahren bis zu 15 Meter langer Boote mit mehr als 15 PS. Der Sportbootführerschein See (SBF-See) ist ein amtlicher und international anerkannter Bootsführerschein. Er berechtigt zum Führen eines Sportbootes mit Motor über 11,03 kW (15 PS) außerhalb der Binnenwasserstraßen. Diese sind genau definiert. Einzelheiten zum Unterscheiden dieser Gewässer später.

Insgesamt liegen die Kosten für den Bootsführerschein See oder Binnen zwischen 310 und 835 Euro. Das ist eine große Spannweite. Es kommt darauf an, ob, bei wem und wann Sie einen Kurs machen. Es ist interessant zu wissen, dass die Belegung eines Kurses nicht vorgeschrieben ist. Sie können sich den theoretischen Prüfungsstoff auch selbst anhand eines Buches, Büffeln der Prüfungsfragen oder mit einem Onlinekurs aneignen. Das macht die Sache zwar Welten günstiger, setzt aber außer Basiswissen nebst Erfahrung eine gewisse Disziplin voraus. Für Einsteiger und alle, die sich nicht ohne weiteres Zuhause nach Feierabend oder am Wochenende eine komplett fremde Materie «trocken», nämlich ohne anschaulichen Vortrag und unterstützt von Gruppen- und Lernzwang aneignen, empfiehlt sich ein Kurs. Das Geld ist angesichts des überschaubaren Zeitraums, in dem Kurs und Prüfung über die Bühne gehen, sinnvoll eingesetzt. Die praktische Prüfung ist mit wenigen Manövern und Knoten keine große Sache.

Wichtig für Ihre eigene Sicherheit, auch die Ihrer Familie und Begleiter ist es, dass Sie keine Pseudo – sprich Schmalspurausbildung absolvieren, die Sie irgendwie mit Ach und Krach die Hürde der Prüfung erklimmen lässt. Auf See, in strömungsreichen Gewässern wie dem Rhein oder bei Schlechtwetter fühlen Sie und Ihre Familie oder Freunde sich Welten wohler, wenn Sie das Handwerk beherrschen. Da sind richtige Entscheidungen zu treffen, sollten die wesentlichen Handgriffe sitzen.

Betonnung von Binnenwasserstraßen
Betonnung von Binnenwasserstraßen © Wasser- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee

Der versierte Ausbilder Rolf Dreyer nennt auf seiner Webseite Sportbootführerschein.de für seine Online-Ausbildung «etwa 250 bis 300 €. Neben dem ärztlichen Attest (25) und dem Online-Kurs (39,90) ist dies die Prüfungsgebühr von etwa 110, die praktische Fahrausbildung, die regional unterschiedlich zwischen 50 und 150 € kostet.» Hinzukommt ein neues Navigationsbesteck oder ein gebrauchtes Kursdreieck mit Lineal und Schulzirkel. Der Sportbootführerschein Binnen ist im Onlinekurs enthalten. Wenn Sie auch dafür die Prüfung ablegen wollen, fallen noch einmal etwa 69,- € an. Wer beide Prüfungen bei derselben Prüfstelle ablegt und sich erst nach der zweiten Prüfung den Sportbootführerschein ausstellen lässt, spart etwa 40,- € Prüfungsgebühr».

Sollten Sie die Ausbildung selbst stricken, hier die Gebühren des Deutschen Motoryachtverbands für den Sportbootführerschein Binnen im Einzelnen (Stand Anfang 2020):

  • Prüfungszulassung: 14,98 €
  • Theorie Binnen: 29,96 €
  • Praxis Binnen: 31,03 €
  • Erteilung Fahrerlaubnis: 24,26 €
  • Zusammen: 100,23 €

Die Gebühren des gleichen Verbands für den Sportbootführerschein See:

  • Prüfungszulassung: 14,98 €
  • Theorie See: 36,38 €
  • Praxis See: 35,31 €
  • Erteilung Fahrerlaubnis: 24,26 €
  • Zusammen: 110,93 €

Da der Unterschied zwischen dem Geltungsbereich des Binnen- und Seescheins letztlich ein juristischer ist, den Sie wahrscheinlich nach einer Weile vergessen, empfiehlt es sich beide Scheine zum Machen. So sind Sie aus der sicheren Seite. Abgesehen vom Wissen oder der nautischen Praxis, die sich im Laufe der Jahre Saison für Saison dann automatisch ergibt, die Ihnen als Skipper oder Crew von selbst eine Art siebten Sinn für Manöver, die man macht oder besser lässt, ebenso für Gefahren, verleiht, geht es unter dem Strich um die rechtliche Seite bei einer Havarie. Da wird dann zunächst einmal geguckt, wer welchen Führerschein hat. Ohne im speziellen Fall gültige Fahrerlaubnis haben Sie sprichwörtlich schlechte Karten. Haben Sie beide Scheine, sind Sie in diesem Punkt schon mal auf der sicheren Seite.

Als Beispiel für die feinsinnige schifffahrtsrechtliche Definition eines Gewässers nenne ich das beliebte norddeutsche Wassersportrevier Trave. Dieses Gewässer verbindet die Hansestadt Lübeck mit der Ostsee bei Travemünde.

Sie gilt von der Mündung des Elbe-Lübeck-Kanals 71 Meter nordöstlich der Geniner Straßenbrücke bis zur Mündung der Trave in die Ostsee bei Travemünde (Km 26,94) als sogenannte Bundeswasserstraße. Dabei ist sie bis zur Eisenbahnhubbrücke in Lübeck (Km 5,56) eine Binnenwasserstraße der Klasse IV, auf welcher die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung gilt und von da an eine Binnenwasserstraße der Klasse VIb, auf der die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung gilt. Noch Fragen?

Außer der Deutschen Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung (BinSchStrO) gibt es die Moselschifffahrtspolizeiverordnung (MoselSchPV) und weitere regionale Sonderregelungen. Da Sie Ihre Freizeit vermutlich nicht mit dem Gesetzbuch unter dem Arm an Bord verbringen, machen Sie am besten beide Scheine und vermeiden grobe Schnitzer wie Alkohol an Bord, Fahren auf der falschen Seite, Motoren oder Ankern ohne Licht. Solche Vergehen sieht die Wasserschutzpolizei magisch an.

Es gibt dann mindestens ein kleines Bußgeld, soweit sich die Polizei nicht zu einer generellen Kontrolle des Bootes entschließt und weitere Punkte findet, die zu bemängeln und entsprechend zu ahnden sind.

Schilder an Binnenwasserstraßen
Schilder an Binnenwasserstraßen © Wasser- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee

Zur Frage, ob man beide Scheine in einem Aufwasch machen sollte, gibt es zwei Voraussetzungen und Meinungen. Wenn Sie ohnehin in der Materie stecken, die Sache lediglich legalisieren möchten und dazu noch gut auswendig lernen, können Sie sich den umfänglichen Fragenkatalog für beide Scheine auf einmal «reinpfeifen». Dieser Ansatz ist leider, wenn eine Prüfung nicht bestanden wird, hinausgeworfenes Geld – von der eingesetzten Zeit zu schweigen. Besser ist es, zunächst den Sportbootführerschein See zu machen und dann zeitnah den Binnenschein . Am besten in dieser Reihenfolge.

Für das Bodenseeschifferpatent der Kategorie A «Motor» nennt die bei Radolfzell am Untersee ansässige Segelschule Iznang 395 € für die Theorie und Praxis einschließlich fünf Fahrstunden nebst Prüfungsfahrt und 310 € nur für den Praxisteil jener Schüler, die sich die Theorie selbst aneignen. Hinzu kommen 55 € für die Zusatzprüfung in Navigation. Dann ist man von der späteren praktischen Prüfung bei der Umschreibung des Bodenseeschifferpatents zum Sportbootführerschein See befreit.

Kosten je nach Voraussetzungen 365 bis 450 €.

Sollten Sie bereits den amtlichen Sportbootführerschein haben und ihren nächsten Bootsurlaub am Bodensee planen, lassen Sie sich bei den deutschen Landratsämtern ein sogenanntes «Ferienpatent» ausstellen. Diese schlanke Lösung ist mit etwas Lauferei verbunden und kostet derzeit 24 €. Sie gilt vier Wochen.

Ausnahme Bodensee und Rhein

Ausnahmen gelten für den Bodensee, wo mit dem sogenannten Bodenseeschifferpatent ab 6 PS (4,4 kW) ein spezieller Führerschein verlangt wird. Ebenso auf dem Rhein. Dort wiederum darf man aufgrund internationaler Gesetze wie früher nur bis 5 PS (3,68 kW) ohne Führerschein fahren.

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VG